Sascha Praet
Hierunter versteht man die Verfestigung eines Bindemittels durch die Kombination mit einem anderen Stoff. Im Gegensatz zu Kunstharzen binden Gips, Mörtel oder Beton lediglich mithilfe von Wasser ab. Der Abbindeprozess wird durch Einlagerung von Kristallwasser erreicht. Wassermoleküle werden Teil des Kristallgitters und befinden sich an genau definierten Stellen. In der konventionellen Verarbeitung muss eine bestimmte Zeit eingehalten werden, bevor ein Material komplett abgebunden ist. Man unterscheidet insbesondere hydraulische und unhydraulische Bindemittel. Hydraulische Bindemittel können unter Wasser abbinden (wie z.B. Beton), unhydraulische nur an der Luft. Die Zeit zum Abbinden variiert dabei zwischen unterschiedlichen Materialien erheblich. Die Abbindung ist ausdrücklich kein Trocknungsprozess: Durch Zugabe von Wasser bilden sich in einem Material wie Gips nadelförmige Kristalle. Diese verfilzen und machen das Material stabil. Bei Gips wird ein Teil des Wassers – das sogenannte „Schwitzwasser“ – während des Prozesses wieder abgegeben. Da das restliche Wasser in der Struktur des abgebundenen Gipses erhalten bleibt, könnte man ihm durch Brennen immer wieder das Kristallwasser entziehen und erneut verwenden. Fügt man dem Gips Wasser hinzu, kann man den Abbindeprozess fast mit bloßem Auge beobachten. Sieben bis zehn Minuten lang kann man angesetzten Gips verarbeiten. Danach sollte das Material bis zur Aushärtung nicht mehr verarbeitet werden, um eine optimale Stabilität zu erhalten. Die Fähigkeit zur Abbindung bestimmter Materialien wird schon seit Jahrtausenden genutzt. Eine frühere Form unseres heutigen Betons ist seit ca. 10.000 Jahren bekannt. In der heutigen Türkei konnten Überreste von Bauwerken gefunden werden, für die dauerhafter Kalkmörtel als Bindemittel verwendet wurde. Auch die Römer kannten diese Eigenschaft des Erhärtens. Sie verwendeten gebrannten Kalk, Wasser und Sand und vermischten es mit Ziegelmehl. Generell kann mit „Abbindung“ auch das Abschnüren von etwas (z.B. von versehrten Gliedmaßen), oder das Zusammenbinden von Gegenständen gemeint sein. Ebenso wird der Begriff für die Vorbereitung von Hölzern in der Zimmerei oder für das Zusammenbinden von Holzfässern mit einem Metallband verwendet. Querverweise: Schwindung Quellen Hackelsberger, Christoph: „Betongeschichten“, in: Werk, Bauen + Wohnen 1/2, 1996, S. 42–48. Wikipedia, Eintrag „Beton“, http://de.wikipedia.org/wiki/Beton [Zugriff am 2.7.2014] Wirsching, Franz, „Gips – Naturrohstoff und Reststoff technischer Prozesse“, in: Chemie in unserer Zeit 4, 1985, S. 137–143.