Sascha Praet
Kristallisation ist der physikalische Übergang eines festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffes, in eine kristalline Gitterstruktur. Will man einen Stoff zur Kristallisation bringen muss man ihn erst auf eine bestimmte Art in gelöster Form „übersättigen“. Dies kann z.B. durch Abkühlung geschehen (im Fall von Wasser, das gefriert). Eine Übersättigung kann aber auch durch das Verdampfen eines Lösemittels erreicht werden. Ionenkristalle bestehen aus mehreren Komponenten und können darum durch das Zusammenfügen von mehreren Lösungen entstehen. Bei der Kristallisation ordnen sich die gelösten Moleküle in einer regelmäßigen Struktur an. Die Formen der Kristalle variieren unter den Materialien. Aber auch innerhalb einer Substanz sind unterschiedliche Kristallstrukturen möglich, die sich nach den äußeren Einflüssen wie z.B. Hitze und Druck richten. Erleichtert wird die Kristallisation durch sogenannte Impfkristalle oder Kristallisationskeime, von denen aus sich größere Kristalle bilden können. Die meisten Kristalle liegen in polykristallinen Gefügen vor. Das bedeutet, die sogenannten „Kristalliten“ innerhalb eines Festkörpers behindern sich gegenseitig in ihrem freien Wachstum.
Das Wort „Krystallos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet Eiseskälte, Frost oder Eis. Quarze, die von den Griechen bei Grabungen gefunden wurden, wurden in der Antike bis ins Frühe Mittelalter für Eis gehalten, das bei so tiefen Temperaturen entstanden sein musste, dass es nicht mehr schmelzen würde. Aus dem lateinischen „Crystallus“ wurde so die althochdeutsche Bezeichnung „Kristallo“.
Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. ist die Salzgewinnung auch in Deutschland belegt. Salz wurde abgetragen, in Wasser gelöst und dann wieder durch Kochen kristallisiert. Heute wird durch Kristallisation vor allem Silizium hergestellt, das für die Halbleiterindustrie unverzichtbar ist. Kristallisation kann aber auch als Prozess inszeniert werden: Der Designer und Künstler Tokujin Yoshioka „züchtet“ Möbel aus Kristallen. Hierzu stellt er Strukturen aus einem schwammartigen Material in eine Lösung, an welcher sich dann mit der Zeit Kristalle ablagern und die eigentliche Form bilden.
Kristallisation bedeutet im übertragenen Sinne auch Klarheit. „Etwas kristallklar sehen“ oder „etwas kristallisiert sich heraus“ sind alltägliche Redewendungen, die für Erkenntnis, Wahrheit und Aufklärung stehen.
Querverweise: Zucker?
Quellen
Pfeifer, Wolfgang; u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, München 1997
Schulz, Ludwig; Freudenberg, Jenz: Physikalische Werkstoffeigenschaften, Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden, http://archive.today/kMWDi [Zugriff am 2.7.2014].