Agustina Andreoletti, Alice Rzezonka
„Reflexion“ beschreibt im physikalischen Sinne das Zurückwerfen von Wellen oder Strahlung an einer Grenzfläche, im philosophischen Sinne Nachdenken, Überlegen oder prüfendes Betrachten. Auf besondere Weise sind diese beiden Bedeutungen durch das Thema Licht verbunden. Reflexion ist einerseits die Eigenschaft des Lichtes von einer Oberfläche zurückgeworfen zu werden, andererseits ist das menschliche Erkennen grundlegend mit den Eigenschaften des Lichtes verbunden. Erst wenn ein Lichtstrahl auf eine Fläche trifft und reflektiert wird, wird diese Fläche für das menschliche Auge sichtbar. Dabei bestimmen die Oberflächenbeschaffenheit der Fläche, der Umgebungsraum, die Richtung der Lichtquellen sowie die Position des Betrachters, wie die elektromagnetischen Wellen des Lichtes im Auge empfangen werden können.
Wenn Licht auf eine spiegelnde Oberfläche fällt, greift eine besondere Eigenschaft des Lichtes, die als Reflexionsgesetz beschrieben wird. Demnach ist der Winkel, mit dem der Lichtstrahl auf eine spiegelnd glatte Oberfläche trifft, genau so groß wie der Winkel, mit dem dieser von der Oberfläche reflektiert wird. Ist die Spiegelfläche eben, behalten die reflektierten Strahlen ihre Parallelität zueinander, wodurch ein exaktes Spiegelbild entsteht. Ein gekrümmter Spiegel hingegen verzerrt das Spiegelbild entsprechend.
Der menschliche Sehprozess beruht auf der Wahrnehmung von Helligkeit und Dunkelheit, reflektiertem Licht und unreflektiertem Licht. Die durch das spezifische Objekt und Material ausgelöste Lichtreflexion wird im menschlichen Wahrnehmungsprozess verarbeitet und interpretiert. Philosophisch betrachtet ist dies ein höchst prekärer Zustand. Denn unsere Wahrnehmung beispielsweise der Farbe Rot beruht auf der Interpretation des reflektierten Lichtspektrums und kann nicht unbedingt mit der Aussage gleichgesetzt werden, dass ein Gegenstand wirklich rot ist. Eines der bekanntesten antiken Gleichnisse dazu ist Platons Höhlengleichnis. Er vergleicht die sinnlich wahrnehmbare Welt als eine Höhle, an dessen Eingang ein Feuer brennt. Die Menschen sind mit dem Rücken zum Eingang gefesselt und beobachten die durch das Feuer an die Rückwand projizierten Schatten. Da sie nichts über die Entstehung dieser Schatten wissen und auch nichts anderes wahrnehmen können, interpretieren sie diese als Realität. Die Aufgabe des philosophischen Menschen ist es laut Platon, sich von diesem von der Rückwand reflektierten Licht zu lösen und die Höhle zu verlassen. An diesem Beispiel wird die tiefe Verwobenheit zwischen den Begriffen Licht, Reflexion, Wahrnehmung und philosophischem Denken deutlich.
Querverweis: Lüster
Quellen:
Groß, Stefan: Das Auge, die Seele des Lichts – Platonische und neuplatonische Randgänge zur Philosophie des Auges, http://www.tabvlarasa.de/23/gross.php [Zugriff am 2.7.2014].
Henderson, Tom: Reflection and the Ray Model of Light, http://www.physicsclassroom.com/class/refln [Zugriff am 2.7.2014].