Interface Design Mailingliste: Re: [Interface] Interfaces für Datenstrukturen

Autor: gui bonsiepe (bonsiepe_at_ds.fh-koeln.de)
Datum: Mon 01 Mai 2000 - 15:53:59 CEST



Bernd Schreyer schrieb
>Totgesagte leben länger, so jedenfalls dachte ich mir, als ich bei
>"atlas of cyberspaces" in der rubrik
>"<http://www.cybergeography.org/atlas/info_spaces.html>info spaces"
><http://www.cybergeography.org/atlas/info_spaces.html>http://www.cybergeography.org/atlas/info_spaces.html
>über das gute alte "projektX" (oder auch "Hotsauce") stolperte.
>Eigentlich sollte man denken: eine überzeugende idee, mind mapping
>mit der metapher des virtuellen raumes zu verknüpfen, da das
>internet ja ohnehin ein grenzenloser cyberspace sein soll, oder?
>Hochgelobt von insidern, besprochen in fachmagazinen, aber beim
>endnutzer gefloppt - warum?

Wenn man sich einmal die in 3-D Richtung zielenden Vorschlaege zur Visualisierung von Datenraeumen anschaut und sich fragt, warum sie bislang nicht funktionieren, liegt einer der Gruende wohl darin, dass bislang niemand eine bessere Erfindung als die nun mehrere tausend Jahre alte Liste (von den Sumerern erfunden) gemacht hat, also einen syntaktischen Algorithums der Form A - B - C bis Z, der es erlaubt Informationen nach ihrer Worgestalt zu ordnen und zu klassifizieren. Spaeter kamen semantische Gliederungen dazu, wie die Woerterbuecher. die Begriffe nach Bedeutungskreisen ordneten., also nach ihrer inhatlichen Affinitaet.
Wenn ich die 3D Darstellungen recht interpretiere, wollen sie einmal die Anzahl der Informationen verdeutlichen (also dicke Zylinder = viel Information), andererseits ihren thematischen Bezug (also weit voneinander liegende Knoten = wenig Bezug). Aber offenbar tun sich die Benutzer schwer damit und sehen nicht ein, was denn diese 3D Schemata sollen und worin der Vorteil liegt, wenn man sie nutzt. Dass Apple offenbar Hotsauce nicht mehr weiter verfolgt, kannn ein Indiz dafuer sein, dass die Schwierigkeiten unterschaetzt worden sind. Denn die Erfindung eines Algorithmus, der die Informationsmenge des Netzes durchforstet und nach Zusammengehoerigkeit ordnet, kann - wenn ich recht verstehe - sich entweder an die Metatags halten oder an Volltextsuche (eine Vollbildsuche ohne sprachliche Tags scheint bislang nicht zu existieren) und aus der Haeufigkeit von Wortverteilungen eine "Landkarte" erstellen.

>Zum abschluss habe ich noch ein beispiel, wo aus begeisterung über
>die technik mal wieder mit kanonen auf spatzen geschossen wird.
><http://www.nrw-forum.de/deutsch/natur/set_3tour.html>http://www.nrw-forum.de/deutsch/natur/set_3tour.html
>Eine klar strukturierte sitemap wäre hier wirklich besser gewesen,
>als dieses hyperbolische bäumchen!
>

Das Beispiel zeigt, wie die Verliebtheit in aesthetische Aufmachung - gegen die nichts einzuwenden ist - zu einer Frustration in der Nutzung fuehrt.

Gruesse

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gui bonsiepe
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