Interface Design Mailingliste: Re: [Interface] rerererere: interface?!

Autor: peter brooren (pbrooren_at_hotmail.com)
Datum: Mon 29 Jan 2001 - 23:22:31 CET


vielen dank fuer die letzte mail und vor allem fuer die sehr aufschlussreichen gedanken zum thema buch. ich fasse kurz zusammen:

das buch verkoerpert auf seinen seiten und mittels buchstaben, zeichen, abbildungen und dem layout, etc. die sprache und dadurch das zu vermittelnde wissen des authors. nicht das lesen sondern das buch und die in ihm enthaltenen elemente werden gestaltet. dadurch wird natuerlich das lesen (und mit dem lesen eben auch das lernen – der "wissenstransfer" vom author zum leser) beeinflusst. die interaktion findet somit, wie oliver wrede richtig bemerkt, nicht nur zwischen dem leser und dem buch statt, sondern auch zwischen dem leser und dem author. und der ist natuerlich nicht bestandteil des buchs.

das buch (das objekt) ist also lediglich die schnittstelle (das interface, das medium) zwischen dem leser (dem benutzer) und dem wissen des authors (dem inhalt).

ungefaehr so:

leser – buch – buchstaben, etc. – sprache – wissen – author

um auf den punkt zu kommen, bedeutet das, das interface ist, wie gui bonsiepe schon am anfang dieses threads erklaerte, der bereich, in dem die interaktion stattfindet. demzufolge waere das interface die physische repraesentation der nicht–physichen interaktion und damit _identisch_ mit dem objekt. "interaktion" waere somit gleichzusetzen mit "handlung" und "interface" mit "objekt". dem ist, oliver wrede wiederholend, hinzuzufuegen, dass nicht alle elemente der interaktion vorhanden sein muessen, wohl aber alle elemente des interfaces. der author eines buchs ist nicht von noeten, wohl aber die buchstaben und seiten. wenn in einem buch eine seite fehlt ist die schnittstelle, das interface zum wissen des authors gestoert oder im extremfall ganz unterbrochen. festzuhalten ist wohl in jedem fall, dass man nicht die interaktion selbst gestaltet, sondern durch die gestaltung des interfaces die interaktion (massgeblich aber eben nicht direkt) beeinflusst und evtl. erst ermoeglicht.

soweit sind wir, denke ich, einer meinung. – was mich nun aber verdutzt ist die unterscheidung zwischen interface und objekt. sollte wie im falle des buches das interface mit dem objekt generell identisch sein, wozu dann einen neuen begriff? oliver wrede hat wohl recht, dass dies eher ein problem (design-)theoretischer natur ist, jedoch ist es wohl schon allein durch den namen des studiengangs "interfacedesign" auch hier von relevanz. das der begriff "interface" den generellen designdiskurs aufgebrochen haben soll, kann ich nicht nachvollziehen. er hat meiner meinung nach durch die gewollte unterscheidung zwischen objekt und schnittstelle vielmehr zu einer ueberspezifizierung beigetragen. – und natuerlich kann man "interface" auch mit noch leereren begriffen ersetzen, "experience design" ist da wohl bis jetzt der beste lacher. andererseits eroeffnet dieser begriff – durch seine oberflaechlichkeit – einen ganz anderen und moeglicherweise sehr aufschlussreichen blickwinkel auf diese diskussion: mit "experience", im deutschen "erlebnis", als oberbegriff liessen sich zumindest die begriffe "interaktion" und "beziehung" zusammenfassen. vielleicht ist hier ein struktureller bezug (in form eines fliessenden uebergangs) vorstellbar, die beziehung zu einem objekt (virtuell oder real) als resultat laengerer oder wiederholter interaktion. hier koennten dann gebrauchsfremde eigenschaften, wie z.b. die farbe und die form eines computers oder etwas ausgefallener, der duft eines parfums, als vermittler zwischen strikter interaktion und weitlaeufiger beziehung dienen. oder das schon in der letzten mail angesprochene taschenmesser?

kennt hierzu vielleicht jemand irgendwelche modelle oder literatur, oder hat selbst eine idee?

nochmals vielen dank fuer eure hilfe!

peter brooren


>From: Oliver Wrede <owrede_at_khm.de>
>Reply-To: interface_at_ds.fh-koeln.de
>To: interface_at_ds.fh-koeln.de
>CC: p.brooren1_at_csm.linst.ac.uk
>Subject: Re: [Interface] rerererere: interface?!
>Date: Wed, 24 Jan 2001 22:51:27 +0100
>
>
>Ich weiß garnicht ob diese Diskussion noch aktuell ist - aber irgendwie
>scheint hier Peters Anmerkung noch nicht kommenitert....
>
>
>>vielen dank! ihre erklaerungensind sehr aufschlussreich, werfen jedoch
>>neue fragen auf. sollte ich ihnen (oder sonst wem in der liste) auf die
>>nerven gehen, bitte ich um verzeihung.
>>
>>
>>>"domaene, in der die handlungsablaeufe und
>>>interaktionsweisen zwischen nutzerinnen und artefakten
>>>strukturiert werden"
>>>
>>>heisst das, das interface ist, sozusagen, weder teil des
>>>objekts noch des benutzers? oder setzt es sich durch sein
>>>mediales dasein aus beiden zusammen? in dem fall wuerde mich
>>>interessien zu welchen anteilen es auf den qualitaeten des
>>>artefakts bzw. den handlungen des benutzers beruht?
>>>
>>>"es geht nicht um die zugehoerigkeit zum nutzer oder
>>>artefakt, sondern darum, dass das interface als vermittelnde
>>>instanz beide verbindet. es ist also kein "objekt" sondern
>>>eher ein bereich, der die handlungsmoeglichkeiten von
>>>nutzerinnen mit artefakten strukturiert und ueberhaupt
>>>ermoeglicht."
>>
>>das objekt ist demzufolge lediglich das resultat des interfacedesigns, der
>>gestaltung dieses vermittelnden bereichs und reflektiert als solches eher
>>das interface, als dass es es verkoerpert. -- waere es denn nicht
>>logischer, von "interaktionsdesign" zu sprechen, wobei die interaktion die
>>"zu strukturierenden handlungsmoeglichkeiten" darstellt und den begriff
>>interface (da hauptwort) als bezeichnung fuer das resultat und als teil
>>des gestalteten objekts zu sehen? dann waere es auch nicht paradox, sich
>>eine oberflaeche vorzustellen, die "das tiefste", sprich die von ihr
>>ermoeglichten handlungen, widerspiegelt.
>>
>>das mag haarspalterisch klingen, hat aber, denke ich, fundamentale
>>auswirkungen auf die struktur der mensch-objekt beziehung, da durch das
>>von ihnen dargestellte modell nicht, wie herkoemmlich, eine (als solche
>>nicht-physische) beziehung durch die gestaltung eines (physischen) objekts
>>beeinflusst, sondern die beziehung (interaktion, etc.) direkt veraendert
>>wird o h n e dabei das objekt zu tangieren.
>
>Bringt mich zu der Frage: Was ist der mögliche Unterschied zwischen
>"Interaktion" und "Interface" on der o.g. Dastellung.
>
>Ich sehe in der "Interaktion" einen Handlungsschritt - oder auch eine Folge
>von Handlungsschritten. Wenn ich ein Buch lese habe ich aber nicht nur das
>"Artefakt" mit dem ich interagiere - auch der Autor schafft in der Wahl der
>Abbildungen und der Sprache eine Schnittstelle zu Erfahrung und/oder Wissen
>welches vermittelt werden soll und seltsamerweise auch nicht Bestandteil
>des Buches selbst ist.
>
>Jedoch würde ich z.B. die Gestaltung des Inhaltes eines Lehrbuches sehr
>wohl zum Thema "Interfacedesign" zuordnen - denn es geht ja darum zum
>Vorverständnis des Lesers eine entsprechende Vermittlungsstrategie
>auszuformen, die ihm bei der Durchführung einer sehr speziellen Handlung
>behilflich sind: dem Lernen.
>
>Ich würde hier also nicht von "Interatkionsdesign" sprechen.
>
>
>Das Interface - entgegen der Interatkion - ist also nicht auf das
>vorhandensein eines Objektes angewiesen mit dem interagiert werden kann.
>"Artefakt" ist für mich also hier ein sehr dehnbarer Begriff.
>
>Gleichwohl stimme ich mit der Ansicht überein, daß weite Teile des
>Interfacedesigns letzten Endes Interaktionsdesign sind - aber eben auch
>Informationsdesign, "Informationsarchitektur", und und und ...
>
>Im englischsprachigen Raum scheint sich "Interfacedesign" aber zunehmend
>als das Design elektronischer Schnittstellen durchzusetzen.
>
>
>Wichtiger als die genaue fachliche Definition des Begriffes
>"Interfacedesign" erscheint mir dessen Beitrag im Designdiskurs: durch die
>Formulierung des Interfaces als Gestaltungsgegenstand wurde in vielen
>Bereichen eine spezialisierte Diskussion zwischen verschiedenen
>Designspezialisierungen aufgebrochen.
>
>Es kann sein, daß inzwischen neue Termini das Feld weitertragen - in den
>USA z.B. scheint derzeit der Terminus "Experience Design" als Oberbegriff
>salonfähig zu sein. Interessant dürfte mal eine Diskussion über die
>Definition _dieses_ Begriffes sein -- siehe hierzu
>http://advance.aiga.org/resources/
>
>
>
>Gruss,
>Oliver Wrede
>
>
>
>
>
>--
>.. Oliver Wrede
>.. owrede_at_khm.de
>
>.. Academy of Media Arts, Cologne, Media Design
>.. Peter-Welter-Platz 2 . 50676 Koeln, Germany
>.. http://www.khm.de
>.. ICQ# 6580315
>.. PGP 6.0 Fingerprint:
>.. 922C FFA2 9A07 5B8E CB2A 10A2 C370 6A62 2232 196C
>____________________________________________________________________________
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