Interface Design Mailingliste: Re: [Interface] Die Facetten des Interface-Designs

Autor: Andreas Schwankl (anschwan_at_ds.fh-koeln.de)
Datum: Mit 26 Sep 2001 - 03:45:51 CEST



Hallo miteinander,

ich hab mir jetzt die letzten Tage seit dem CheckIn von Claus die Postings zum Thema durchgelesen und beobachtet, wie der Themenbereich so in recht kurzer Zeit zum jetzigen Stadium expandiert ist. Von welche Tools man zum Interface-Basteln benötigt bis zum exhorbitanten Meta-Interface. Ein großer Schritt in vergleichsweise kurzer Zeit wie mir scheint. Da scheint ja auf dem Netzspannung-Symposium einiges losgewesen zu sein. Schade, war nicht da gewesen, da könnte ich höchstens mit ein paar experiences von der diesjährigen Ars Electronica in Linz aufwarten. Die waren aber nicht wirklich so lebenserhaltend positioniert gewesen wie erhofft und das Wetter sowieso schlecht.

Also, die ganze Diskussion über Ist-Zustand und mögliche Entwicklungen im Bereich Interface-Design, von primitiven Maus-Tastatur-Display-Manövern zu Data-Gloves nimmt meines Erachtens immer recht gerne den bitteren Nachgeschmack von Feature-Fetisch und das braucht der Mensch, wenn er es denn bräuchte an. Die wenigen Jahre wo ich mich jetzt mit der Thematik beschäftige, stellte sich mir in letzter Zeit immer häufiger die Frage, wieso die Entwicklungen in diesem Gebiet immer so rasant voranschreiten soll.

Wichtige Arbeiten und Gedankengänge zu potentiellen Entwicklungen sind wie schon erwähnt meist älteren Datums und wenn sich dann mal wieder irgendwo ein Aha-Effekt einstellen sollte, dann erfahre ich das meist als realisierte Arbeiten, die es endlich geschafft haben eine alte Idee halbwegs auf ein usable device zu shiften. Gerade was den von Seiten der Designer-Gilde gerne geworfenen Blick auf Experimente im Bereich der Medienkunst betrifft, kann ich schon nachvollziehen, dass das gerne sowas wie "Der-Zug-fährt-vielleicht- ohne-uns-ab"-Paranoia auslöst. Vorallem, da den Leuten, die sich auf Kunst-  damit beschäftigen potentielle Einsatzgebiete auf breiter Konsumenten-  häufig recht gleichgültig sind. Das kann man bei der Ars in Linz, zumindest seit den letzten Jahren wo ich da gewesen bin gut beobachten.

Ich denke natürlich, das es nicht verkehrt ist, sich mit aktuellen Geschehnissen zu beschäftigen, wie Konferenzen besuchen, MIT-Projekte begutachten und ab und an auch mal ein Kunstforum oder ein japanisches SF-  durchzublättern und natürlich ein offenes Auge beim Surfen zu haben. Aber was mir definitiv fehlt ist eine erfahrbare Basis die Methodiken lehrt, die zur Erstellung von User-Schnittstellen elementare Grundvoraussetzung sind. Ein Buch das ja gerne häufig referenziert wird und das meiner Meinung nach jedem Erstsemester bei uns, der sich für IF als Studenbereich interessiert in die Hand gedrückt gehört, ist das "The Design of everday things" von Donald A. Norman. Ich mag auch seine kritischen Artikel die über Brenda Laurell zu verschiedenen HCI-Themen publiziert wurden, vor allem da hier der gerne vernachlässigte Bereich der Cognitiven Aspekte des Users angesprochen wird. Ich brauche kein Handheld, wenn ich mich auf der KölnMesse verirrt habe und ich will auch nicht nonstop auf ein Display glotzen um mich nicht zu verirren. Ebenso bin ich skeptisch, was den zu revolutionierenden Einfluss von Werkzeugen auf die Arbeit des Entwerfens betrifft. Das Entwerfen dauert einfach mal seine Zeit, und wenn es mal nicht schneller zu schaffen ist, weil vielleicht die Oberfläche mir nicht mehr Möglichkeiten bietet (und wer ist schon wirklich an die Grenzen bei jetztigen Software-Generationen gestossen?), dann geht es eben nicht besser. Wie sah das beim alten Handwerk aus, oder noch heftiger wie sah die Ausbildung zu einem Schwertschmied in alten Japan aus. Gut Ding braucht Weile. Nur die Zeit ist heute wohl ein echtes Problem.

So und bevor ich jetzt noch völlig abdrifte, ein kurzes Statement oder besser eine Frage zur Thematik der Personalisierung. Gibt es derzeit (einmal von Nancys Diplom abgesehen - das ich leider noch nicht gelesen habe) gute LiteraturQuellen zu diesem Thema. Ich muss meine Skepsis bezüglich des Bildes von einer Usergeneration, die sich stundenlang damit beschäftigt auf irgendwelchen Websites persönliche Profile einzurichten überwinden.

mfG und gute Nacht der IF-Gemeinde

Andreas  



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