Interface Design Mailingliste: Re: [Interface] Die Facetten des Interface-Designs

Autor: Oliver Wrede (oliver.wrede_at_web.de)
Datum: Mit 26 Sep 2001 - 19:43:50 CEST


Michael Wolf:

> > Jedoch würde ich z.B. die Gestaltung des Inhaltes eines Lehrbuches
> > sehr wohl zum Thema "Interfacedesign" zuordnen - denn es geht ja
>> darum zum Vorverständnis des Lesers eine entsprechende
>> Vermittlungsstrategie auszuformen, die ihm bei der Durchführung einer
> > sehr speziellen Handlung behilflich sind: dem Lernen.
>
>Wo ziehst Du da die Grenze zu den Kommunikationswissenschaften (gibt es
>eine)? Denn wenn der Inhalt eines Lehrbuch unter Interfacedesign fällt, gilt
>dasselbe doch auch für Rhetorik im Allgemeinen und letztlich auch für die
>Sprache selbst. Ein guter Zuhörer stellt seine Sprache (die ja als Mittler
>zwischen dem Wissen der Sprechenden steht) so auf sein Gegenüber ein, dass
>er am besten verständlich wird.

Wozu braucht es denn eine Grenze?

Ich würde es vielleicht so sehen:

Wir sollten hier unterscheiden zwischen "Interfacedesign" als eine Beschreibung einer Profession für einen Interfacedesigner und "Interfacedesign" als eine Beschreibung eines interfakultativen und interdisziplinären Wissensgebietes - unabhängig von Professionen und Berufsbildern.

Daher:

Natürlich gestalten Kommunikations- und Sprachwissenschaftler Interfaces. Sie werden es selbst aber vielleicht nicht so nennen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber nicht automatisch, dass Interfacedesigner auch Kommunikations- oder Sprachwissenschaftler wären, sein könnten oder sein sollten.

Der Hintergrund für die Einführung des Interface-Begriffs war ja auch nicht (jedenfalls nicht aussschliesslich) die Gründung einer neuen Profession, sondern der Versuch verschiedene Diskurse zu verbinden - die Öffnung eines eher hermetischen Designdiskurses in andere Wissenschaftsbereiche, die gestaltungsrelevant sind.

Die Designer haben den Interface-Begriff nicht für sich gepachtet. Da aber in dieser Diskussion vornehmlich der Gestaltungsbegriff behandelt wurde, waren es zunächst eben nur die Gestalter, die das angestrengt haben.

Ich glaube das ändert sich.

Jedoch: Es werden Diskussionen über Design auch in Bereichen geführt, die dem Design vormals skeptisch gegenüberstanden. Es stellt sich aber nicht die erhoffte Interdisziplinarität ein: die Designer sind eher Zuschauer, weil sie selbst nur selten die empirischen Methoden pflegen, die in anderen Bereichen obligatorisch sind.

Es ist daher das Anliegen der Aktivitäten rund um das Thema "Designforschung" die Entwicklung von Design-Know-How wieder im Zentrum der Designprofession anzusiedeln. Bisher sind wir ja in vielen Belangen Zweitverwerter von wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Es gibt hierbei zwei Positionen: eine, die Designforschung für den Fortbestand der Profession als notwendig ansieht, eine andere, die im Fortbestand einer Profession nach dem Muster traditioneller Wissenschaftszweige garnicht als erstrebenswert erachtet.

Gruss,
Oliver Wrede



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