Interface Design Mailingliste: Re: [Interface] Intuitive Software Interfaces : Intuition undKognition, Äpfel und Birnen

Autor: Claus Cyrny (ccyrny_at_freenet.de)
Datum: Sam 06 Okt 2001 - 11:27:34 CEST



Philipp Heidkamp wrote:

> Guten Tag,
>
> die Diskussion über Intuition verfolge ich ja mit großem Interesse. Aber
> sind wir schon so weit, daß wir ein Programm wie Excel intuitiv bedienbar
> nennen würden - egal ob mit vorgegebenen oder selbst kreierten Menüs?

Wohl kaum.

> Ausserdem sollten wir die Grenzen zwischen der intuitiven und adaptiven
> Interfaces ziehen bzw. uns bewußt sein, daß dies zwei Kategorien (mit einer
> Schnittmenge) sind.
>
> Zwischen der detaillierten Betrachtung dieser Position und der Beanspruchung
> der KI liegen m.E. viele Bereiche, die designrelevant und interessant sind.
> ...
> Intuition greift auf bereits “gelernte³ (kulturspezifische) Patterns zurück.
> ... Ein einfaches Beispiel ist: Groß=nah, bedeutsam; klein= entfernt,
> weniger bedeutend.

Das ist m. E. aber ein vererbtes Verhaltensmuster (nah = potentielle Gefahr; fern = (noch) ungefährlich). Im Gegensatz dazu Prägung (also in der Kindheit erlerntes Verhalten). Die 'Intuition' in Bezug auf die Benutzung von Interfaces ist m. E. wohl 'primär' bewußt angelerntes Verhalten, das dann automatisiert wurde (z. B. das Manövierien mit der Maus, wo man ja auch nicht mehr 'mitdenkt').

> Um die Achse Kunst und Technologie zu strapazieren fällt mir hier ein
> bewährtes Beispiel von Charlotte Davies ein, Osmose, ein Interface, für das
> der "Benutzer" in eine 3D-Welt eintaucht und dabei die
> Navigationsmöglichkeiten hat, die ein Taucher auch hat. Das ist intuitiv,
> muss aber im übrigen auch von manchem Nutzer erst "gelernt" werden.

Neulich kam im Schweizer Fensehen SF 1 DRS eine Sendung, in der auch solch' ein 3D-Interface (virual reality) vorgestellt wurde (wahrscheinlich war es 'Osmose'; ich bekam auf meine Email-Anfrage bezgl. eines Links jedoch leider keine Antwort). Weißt Du einen URL?

Das 'Eintauchen' in dieses Interface wurde von den Testpersonen einhellig  als sehr positiv beschrieben. Sie brauchten eine ganze Weile, um sich in 'dieser' Realität wieder zurechtzufinden. Ich war von den Bildern sehr beeindruckt und würde sowas gerne mal selber probieren.

>
> Die Frage stellt sich ja nun, inwieweit unsere (Design)Anforderungen an
> Intuition sich auf eine Anwendung beziehen lassen, die zumindest
> Hardwareseitig auf momentane Settings (Monitor/Projektion, Pointing Device
> wie z.B. Maus) zurückgreift. Die Definition solcher Randbedingungen halte
> ich in einer Diskussion für unabdingbar, da man ansonsten immer Äpfel mit
> Birnen oder eben eine 3D-Software mit der Workbench oder eben der oben
> beschriebenen Anwendung Osmose (hinkend) vergleicht.

Also 'ich' persönlich denke im Moment hauptsächlich an praktikable Lösungen und will auch, wenn ich meinen PC auf Linux umgestellt habe, Java lernen und verschiedene Sachen ausprobieren. (Hierzu übrigens eine Emfehlung für eine gute Java-Einführung von Hubert Partl: http://www.boku.ac.at/javaeinf/ .) Dies auch, weil ich momentan noch zu wenig über neue Ansätze weiß; außerdem glaube ich, daß Java bestimmt nicht schlecht ist, da es ja auch zum Programmieren  von Gebrauchsgegenständen konzipiert ist.

>
> Wenn man das schöne Model von Jesse James Garret (jjg.net) heranzieht dann
> steht noch die Unterteilung in ein "information-oriented" und ein
> "task-oriented" interface zur Diskussion.

Ich werde mir die Site mal ansehen und meine Eindrücke dann hier posten!

> Sollten wir also weiter über Intuitive Interfaces diskutieren, so sollten
> wir auch klären bzw. übereinkommen über welche Interfaces wir sprechen
> wollen.

Hm, ja, da hast Du wohl einen Kernpunkt in der Diskussion angesprochen. Ich habe ja selber in einer meiner letzten Postings versucht, etwas abzugrenzen, wenn auch mehr, was die Stufen des Machbaren angeht.

Ansonsten kämen als Kategorien vielleicht folgende in Frage:

1.) (Software)-Interfaces zum Arbeiten

2.) Interfaces, um sich zu informieren

3.) Interfaces für den täglichen Gebrauch (wohl auch die zitierten 'things that think' ?).

4.) Spiele / virtuelle Erlebniswelten

Mehr fällt mir im Moment dazu nicht ein. Im übrigen hat Dein Posting ein paar wichtige Gedankenanstöße bewirkt! Danke!

Claus

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