Interface Design Mailingliste: AW: Desinformations-Design (war: [Interface] [link geposte] -> Was treibt eigentlich prof. peter stephan ?)

Autor: Jürgen Schiel (joker911_at_gmx.net)
Datum: Son 04 Mai 2003 - 23:53:29 CEST



Hallo an alle,

Ganz neu in der Liste und gleich entflammt von der gerade laufenden Diskussion...

Vielleicht stelle ich mich erst mal ganz kurz vor? Ok. Mein Name ist Jürgen Schiel (http://www.juergenschiel.de ), ich studiere Informationsdesign an der Hochschule der Medien in Stuttgart ( http://www.iuk.hdm-stuttgart.de )und habe von dieser Liste über Andreas Schwankl (infodesign-cafe-admin_at_list.InformationDesign.org) erfahren. Über mein exploratorisches Verhalten erfuhr ich von dieser Liste und abonnierte sie gleich mal.

Der englischen Sprache bin ich zwar mächtig aber, es kostet mich doch jedesmal ein bisschen mehr Konzentration die Mails zu lesen. Also dachte ich suuper, eine deutsche Liste der Infodesigner, da klink ich mich doch gleich mal ein. Und gleich das Thema welches mich auch gerade ein bisschen beschäftigt. Der Irakkrieg und das Informationsdesign, oder Desinformationsdesign welches um dieses Thema gerade betrieben wird.

Vielleicht an der Stelle, gleich ein kleines Usability Problem von Mailing Listen allgemein, ich habe ein Problem mit Mailinglisten..., Sie zwingen mich zum Verfolgen und aufmerksamen Lesen der Diskussionen, wie sie "einlaufen". Der Zeitfaktor ist enorm ausschlaggebend. Da ich aber als Student (:-)) sehr gestresst bin, fällt es mir schwer rechtzeitig zu reagieren. Wenn ich nicht rechtzeitig den Diskussionsverlauf lese, bin ich out of Topic, bzw. zu spät dran mit meiner Antwort. Vielleicht kann ich auch noch nicht richtig mit mailinglisten umgehen....

Da Marian die Diskussion im Sinne eines Aufrufs zur Diskussion oder zum Nachdenken über die gerade zu beobachtenden Phänomene verstanden haben möchte, dachte ich meine 5 cent beitragen zu müssen.

Ich habe diese Thematik über ein wiki zur Diskussion angeregt und war erstaunt wie passiv unsere Professoren reagierten... Scheint nicht erwünscht zu sein dass Studenten sich zu diesem Them irgendwie äussern...

Na ja, nichtsdestotrotz (ich hasse diese Wort) freue ich mich umso mehr dass andere diese Themen aufgreifen und ich davon Kenntnis haben darf.

Vielleicht darf ich an dieser Stelle auf das eben angesprochen wiki aufmerksam machen, welches offen ist für jedemann und für jede fachverwandte Diskussion. http://infodesign.juergenschiel.de oder zielgerichteter
http://infodesign.stuwo.net/cgi-bin/moin.cgi/FrageDesTages . Diesen Link verschickte ich seinerzeit an die Profs. Und es meldete sich keiner...

Soviel an der Stelle...

Freue mich über jede Antwort..

Jürgen Schiel
mail_at_juergenschiel.de
tel: 0179/6721899

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-interface_at_kisd.de [mailto:owner-interface_at_kisd.de] Im Auftrag von Kim Altintop
Gesendet: Sonntag, 4. Mai 2003 18:19
An: interface_at_kisd.de
Betreff: Desinformations-Design (war: [Interface] [link geposte] -> Was treibt eigentlich prof. peter stephan ?)

Hi.

 > [...]
 >
> Jetzt wieder klarer. Ich bin ein verfechter der Verdeutlichung von
> Informationen durch mediale Mittel. In der Form, wie es während dieses

> Irakkriegs geschehen ist, halte ich es aber für eine Form der
> Desinformation und der Vertuschung von eigentlichem Unwissen. Diese
aber
> scheint in der Gunst der Leser und Betrachter zu liegen.

Dazu faellt mir eigentlich nur ein: Desinformations-Design ist auch Informations-Design. Will heissen: wer (noch immer) an "Die Politische Wahrheit" glaubt, ist selbst schuld. Die Filterung / Aufbereitung / Verdeutlichung vorliegender Informationen (besser: Daten) geschieht immer in Hinblick auf ein "Kommunikationsziel", das irgendwo zwischen "objektiver Berichterstattung" und "Berichterstattung im Sinne von ..." liegen kann. Nun ist es zu gleichen Teilen faszinierend, schockierend und erstaunlich, wie die USA es wieder mal fertiggebracht haben, alle oder zumindest die wichtigsten Datenquellen besetzt zu halten und damit eine "Vor-Filterung" zu bewerkstelligen, ohne den Eindruck _offener_ Zensur entstehen zu lassen (schlicht genial: "embedded journalists").

Wenn man nun davon ausgeht, dass der Irakkrieg "wichtig" ist, d.h. eine gewichtige Anzahl Medienrezipienten darueber informiert werden will (und

die Frage vernachlaessigt, wie es zu diesem Phaenomen kommen kann und was wohl passiert waere, wenn es sich im vorliegenden Fall nicht eingestellt haette), ergibt sich ein offensichtlicher "Zwang zur Berichterstattung". Wer also keine Informationen / Daten besitzt, kann nicht einfach nicht berichten. Es liegt nahe, die "ueberschuessige" Sendezeit (oder den Platz auf dem Papier) mit mehr oder minder nutzlosen

Informationen zu fuellen.

Schlussfolgerungen:

  1. Wer ist hier der (Des-)Infodesigner? Die Redaktion? Der Verleger? Der

Chef des Konsortiums, dem der Verlag gehoert? Oder etwa der arme Operator, der die kritisierte anklickbare Irakkarte zusammenkloppt? Oder

vielleicht ominoese "Desinformations-Strategen" des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums oder der CIA (*grusel!*)?

2. Welche Konsequenzen kann ich als seiender oder werdender Designer (Student oder Absolvent eines gleichnamigen Studiengangs) aus dem Gesagten ziehen? Muss ich jetzt Redakteur, Medien-Mogul oder Praesident der USA werden? Mir ein Post-It mit dem kategorischen Imperativ an den Monitor kleben? Zivilen Ungehorsam ueben, boykottieren, girlkottieren?

Ziemlich ratlos,
Kim




Archiv: http://kisd.de/~marian/interface/

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