Gig-City

Im Kampf gegen die Lebensbedingungen der kapitalistischen Industriestadt gründeten sich Gemeinschaften wie die britischen Arbeiterklubs. »Commoning« ist nicht, wie Marx meinte, ein historisches Ereignis, sondern ein wiederkehrendes Phänomen. Heute wird solches Gemeinschaftshandeln zunehmend durch digitale Plattformen kolonialisiert. Die Gig-Ökonomie verändert dabei nicht nur die Gesellschaft, sondern auch den städtischen Raum. Wie das Beispiel London zeigt, wird die Gig-City geprägt von einer fundamentalen Verschiebung der räumlichen Orientierung sowie von der digitalen Urbanisierung durch private Eingriffe wie »geofencing«. Die Ausbeutung des öffentlichen Raums für Renditezwecke zeigt die negative Dialektik des Performativen, während sich gleichzeitig neue Formen des gemeinschaftlichen Widerstands entwickeln.

Harald Trapp ist Soziologe und Architekt. Er war Kokurator und Gestalter des Österreichischen Pavillons auf der Architektur-Biennale 2014 und unterrichtet an der TU Wien, wo er 2013 promoviert hat. Von 2015 bis 2018 war er Leiter des Master-Programms für Architektur an der University of East London. Seit 2017 arbeitet er mit Robert Thum an dem Projekt Capital Architecture und 2019 hat er zusammen mit jungen ArchitektInnen in Wien die Gruppe Akt gegründet. Zurzeit ist er zudem Gastprofessor am University American College in Skopje.