Neue Sachlichkeit





Christian Schad, Operation, 1929

 

Im Unterschied zu Namen wie "Der Blaue Reiter" oder "Die Brücke" ist die Bezeichnung "Neue Sachlichkeit" nicht ein von den Künstlern selbst gewählter Ausdruck eines künstlerischen Konzeptes, sondern beschreibt einen von Kunstwissenschaftlern und Kritikern in der Malerei ihrer Zeit erkannten gemeinsamen Zeitcharakter.
Der Begriff wurde von Gustav Friedrich Hartlaub, dem Direktor der Mannheimer Kunsthalle, geprägt, der 1925 in Mannheim eine Ausstellung mit dem Titel "Neue Sachlichkeit" eröffnete.Er faßte unter diesem Programmwort verschiedene Richtungen der deutschen Kunst nach dem Ersten Weltkrieg zusammen. Gemeinsam war den Künstlern der "Neuen Sachlichkeit" eine erneute Hinwendung zur nüchtern - realistische Wiedergabe der Wirklichkeit, die bei den meisten zugleich eine kritische Distanzierung zum vorausgegangenen Expressionismus enthielt. Schon Hartlaub unterschied dabei zwei unterschiedliche Strömungen: eine "veristische", zeit- bzw. sozialkritische um die Berliner Maler George Grosz und Otto Dix und eine "klassizistische", idealisierende Richtung, als deren Hauptvertreter Alexander Kanoldt und Georg Schrimpf gelten.
Etwa gleichzeitig mit Hartlaub führte Franz Roh für die deutsche Malerei der zwanziger Jahre die Bezeichnung "Magischer Realismus" ein, die heute nur noch für eine Gruppe innerhalb der "Neuen Sachlichkeit" verwendet wird, zu der vor allem Franz Radziwill zählt.
Die unterschiedlichen Spielarten der "Neuen Sachlichkeit" lassen sich in etwa lokalisieren: Den stärker sozialkritisch orientierten Künstlern Grosz, Schlichter, Schad in Berlin, Dix und Felixmüller in Dresden sowie Hubbuch, Schnarrenberger, Scholz in Karlsruhe stehen die von der italienischen Künstlergruppe um die Zeitschrift "Valori Plastici" (Carlo Carrá, Giorgio de Chirico) beeinflußten Münchner Maler wie Schrimpf, Kanoldt oder Mense gegenüber. Sie umgehen die gesellschaftskritischen Aspekte und gehören zu den ausgesprochenen Idyllikern.

Rudolf Schlichter Portät Bert Brecht
um 1926
Rudolf Belling
Organische Formen
1921
Georg Schrimpf
Porträt Oskar
Maria Graf
1918

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