Interface Design Mailingliste: Desinformations-Design (war: [Interface] [link geposte] -> Was treibt eigentlich prof. peter stephan ?)

Autor: Kim Altintop (kim_at_kisd.de)
Datum: Son 04 Mai 2003 - 18:18:48 CEST



Hi.

 > [...]
 >
> Jetzt wieder klarer. Ich bin ein verfechter der Verdeutlichung von
> Informationen durch mediale Mittel. In der Form, wie es während dieses
> Irakkriegs geschehen ist, halte ich es aber für eine Form der
> Desinformation und der Vertuschung von eigentlichem Unwissen. Diese aber
> scheint in der Gunst der Leser und Betrachter zu liegen.

Dazu faellt mir eigentlich nur ein: Desinformations-Design ist auch Informations-Design. Will heissen: wer (noch immer) an "Die Politische Wahrheit" glaubt, ist selbst schuld. Die Filterung / Aufbereitung / Verdeutlichung vorliegender Informationen (besser: Daten) geschieht immer in Hinblick auf ein "Kommunikationsziel", das irgendwo zwischen "objektiver Berichterstattung" und "Berichterstattung im Sinne von ..." liegen kann. Nun ist es zu gleichen Teilen faszinierend, schockierend und erstaunlich, wie die USA es wieder mal fertiggebracht haben, alle oder zumindest die wichtigsten Datenquellen besetzt zu halten und damit eine "Vor-Filterung" zu bewerkstelligen, ohne den Eindruck _offener_ Zensur entstehen zu lassen (schlicht genial: "embedded journalists").

Wenn man nun davon ausgeht, dass der Irakkrieg "wichtig" ist, d.h. eine gewichtige Anzahl Medienrezipienten darueber informiert werden will (und die Frage vernachlaessigt, wie es zu diesem Phaenomen kommen kann und was wohl passiert waere, wenn es sich im vorliegenden Fall nicht eingestellt haette), ergibt sich ein offensichtlicher "Zwang zur Berichterstattung". Wer also keine Informationen / Daten besitzt, kann nicht einfach nicht berichten. Es liegt nahe, die "ueberschuessige" Sendezeit (oder den Platz auf dem Papier) mit mehr oder minder nutzlosen Informationen zu fuellen.

Schlussfolgerungen:

  1. Wer ist hier der (Des-)Infodesigner? Die Redaktion? Der Verleger? Der Chef des Konsortiums, dem der Verlag gehoert? Oder etwa der arme Operator, der die kritisierte anklickbare Irakkarte zusammenkloppt? Oder vielleicht ominoese "Desinformations-Strategen" des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums oder der CIA (*grusel!*)?
  2. Welche Konsequenzen kann ich als seiender oder werdender Designer (Student oder Absolvent eines gleichnamigen Studiengangs) aus dem Gesagten ziehen? Muss ich jetzt Redakteur, Medien-Mogul oder Praesident der USA werden? Mir ein Post-It mit dem kategorischen Imperativ an den Monitor kleben? Zivilen Ungehorsam ueben, boykottieren, girlkottieren?

Ziemlich ratlos,
Kim



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