Die KISD – Köln International School of Design hat eine internationale Konferenz mit dem Thema “Reine Formsache: Innovation im Öffentlichen Sektor” mit mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgerichtet. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte in ihrer Begrüßungsrede die große Bedeutung von Service Design für die Verwaltung der Stadt Köln.
Service Design bezeichnet den Prozess der Gestaltung von Dienstleistungen. Es ist ein Teilgebiet des Designs und wird von DesignerInnen normalerweise in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen oder Organisationen ausgeführt, um methodisch kunden- und marktgerechte Dienstleistungen zu entwickeln. Initiatorin der Konferenz war Prof. Birgit Mager, Professorin für Service Design an der KISD und Präsidentin des Internationalen Service Design Networks.
„Mit Ihnen, Frau Professor Mager und dem Arbeitsschwerpunkt Service Design an der TH Köln ist Köln wirklich die erste Adresse, wenn es um Fragen der kunden- und bedarfsorientierten Gestaltung von Dienstleistungen geht. Sie haben die Entwicklung und Etablierung von Service Design maßgeblich vorangetrieben. Die heutige Veranstaltung ist ein hervorragendes Beispiel für das große wissenschaftliche Potential und die große Qualität und Innovationskraft der wissenschaftlichen Institution in Köln“, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Stadt Köln für Service Design
Die Stadt Köln mit rund 19.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern treibt seit 2017 eine tiefgreifende Verwaltungsreform voran. „Nach dem ersten Reformjahr sind wir zufrieden damit, dass wir 80 Prozent unserer Projekte abgeschlossen haben“, so Reker. Service Design spiele dabei eine große Rolle. „Wir werden Service Design nach guten ersten Erfahrungen breiter einsetzen. Das können Sie daran erkennen, dass wir im Personal- und Verwaltungsmanagement unserer Stadt eine Stelle mit einer hier an der TH Köln ausgebildeten Service Designerin besetzt haben und rund 15 Projektleitungen und -manager für unsere Reform an dieser Tagung teilnehmen“, sagte Reker.
KISD als internationale Innovationsstätte für Service Design
Prof. Birgit Mager hatte den Lehrstuhl Service Design, eine Teildisziplin des Designs, die sich mit der Gestaltung von Dienstleistungen befasst, vor 25 Jahren an der KISD – Köln International School of Design der TH Köln eingerichtet. „Das war eine Innovation, ein Experiment und zu diesem Zeitpunkt einzigartige Erprobung des Designs im Kontext von immateriellen Produkten von Dienstleistungen, ganz im Sinne des Selbstverständnisses der TH Köln als Treiber von Innovation, sozialer Innovation, an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Technologie und Kunst im weitesten Sinne“, sagte Prof. Dr. Stefan Herzig in seiner Begrüßungsrede. „In diesen Jahrzehnten ist von Köln im Bereich Service Design eine Bewegung ausgegangen, die heute mehr als 50.000 Menschen weltweit erfasst hat. Allerdings taucht Deutschland auf der Landkarte der designbetriebenen Innovationslabore noch immer so gut wie nicht auf. Das soll sich ändern“, so Prof. Herzig.
Prof. Birgit Mager freute sich über die rege Teilnahme und das große Interesse an der Konferenz. „Wir wollen mit der Konferenz Perspektiven geben, Netzwerke schaffen und das Potential von Service Design für den öffentlichen Sektor aufzeigen“, so Prof. Birgit Mager. Um zu veranschaulichen, wie Service Design funktionieren kann, stellte sie das Projekt „Gulliver – eine Überlebensstation für Obdachlose“ vor. „Wir haben ein Projekt zu Dienstleistungen für Obdachlose in Köln entwickelt, das ein würdevolles Überleben in der Obdachlosigkeit ermöglicht“, sagte Prof. Birgit Mager.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Unternehmen, Wissenschaft, Forschung und dem öffentlichen Sektor diskutierten Konzepte und Ideen aus dem Bereich Service Design für Verwaltungen anhand von Beispielen aus Deutschland, Irland, Österreich, Finnland und Großbritannien. Caroline Paulick-Thiel von Politics for Tomorrow sprach beispielsweise über die Entwicklung eines Transformationslabors in Deutschland, das Mitarbeitende in Organisationen darin stärkt, Wandlungsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten. Die Service Designerin Jennifer Bagehorn von Livework London berichtete über ihre Erfahrungen mit der Entwicklung eines digitalen Systems in Kooperation mit dem National Health Service in London, das den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern dabei hilft, besser mit mentalen Gesundheitsbeschwerden umzugehen. Dazu werden Services zu mentalem Wohlbefinden in die digitalen Communities eingebunden. Vorträge der Gastrednerinnen Suse Mießner (Finnish Immigration Agency) über ein Service Design-Projekt innerhalb der finnischen Migrationsbehörde, der Service Designerin Simone Carrier und Dr. Katrin Dribbisch (DXC Technology) zum Thema Innovationskultur und der Designerin Barbara Große-Hering (Designit) über Co-Creation an Schulen sowie begleitende Workshops rundeten die Konferenz ab.
(VG)
Fotos: KISD, KISD Foto Studio; Patschurkowski, Carlier