Am 21. Oktober 1991 starteten die ersten 60 Studierenden im neu gegründeten Fachbereich Design der Fachhochschule Köln (heute TH Köln) ihr Studium. Im Ubierring 40, dem Gebäude, das früher einmal die Kölner Werkkunstschulen beheimatete, sollte eine neue Art des Designstudiums – das sogenannte »Kölner Modell« – seinen Anfang nehmen.
Gemeinsam mit dem Gründungsdekan und Designtheoretiker Prof. Dr. Michael Erlhoff entwickelten die Professor:innen der ersten Stunde: Heinz Bähr, Thomas Bley, Hans Buschfeld, Günter Horntrich, Heiner Jacob, Wolfgang Laubersheimer und Brigitte Wolf ein Curriculum, das mit herkömmlichen Vorstellungen der Designausbildung radikal brechen sollte. Die Einteilung zwischen Kommunikations- und Produktdesign wurde zugunsten eines erweiterten Designverständnisses aufgegeben. Die unterschiedlichen designfachlichen Sichtweisen sollten von Studierenden allesamt durchlaufen und zu einer ganzheitlichen und integrativen Auseinandersetzung mit der Gestaltung von Alltagskultur führen. Die übliche Einteilung in ein Grund- und Hauptstudium wurde verworfen und neue bezugswissenschaftliche Sichtweisen, vom ersten Tag des Studiums an, einbezogen.
Erstsemester sollten gleichberechtigt mit ihren Kommiliton:innen aus höheren Semestern und den Lehrenden problembasiert in Projekten arbeiten. Die Studierenden sollten ihre Projekte und Lehrveranstaltungen frei wählen und ihr Studium selbst gestalten können.
Völlig neue Lehrgebiete, wie Ökologie und Design (Prof. Günter Horntrich), Produktionstechnologie (Prof. Wolfgang Laubersheimer), Designkonzepte (Prof. Thomas Bley) sowie Designmanagement (Prof. Dr. Brigitte Wolf) wurden angeboten und im Laufe der Jahre um weitere innovative Perspektiven erweitert:
- Interface Design (1993–2003 Prof. Dr. Gui Bonsiepe, seit 2001 Prof. Philipp Heidkamp),
- Gender und Design (1995–2015 Prof. Dr. Uta Brandes),
- Service Design (seit 1995 Prof. Birgit Mager),
- Design Konzepte (seit 2000 Prof. Jenz Großhans und Prof. Paolo Tumminelli),
- Design for Manufacturing (2002–2020 Prof. Hatto Grosse),
- Typografie und Layout (seit 2002 Prof. Iris Utikal und Prof. Michael Gais),
- Audiovisuelle Medien (2003–2011 Prof. Björn Bartholdy),
- Design & Economy (seit 2010 Prof. Dr. Oliver Baron),
- Identität und Design (seit 2010 Prof. Andreas Wrede),
- Designtheorie und -forschung (seit 2013 Prof. Dr. Carolin Höfler)
- Interaction Design (2013–2017 Prof. Andreas Muxel, seit 2018 Prof. Dr. Lasse Scherffig)
- Image & Motion (seit 2016 Prof. Nina Juric),
- Ökologie und Design (seit 2017 Prof. Katrin Müller-Russo),
- Designing Technological Futures (seit 2020 Prof. Dr. Laura Popplow).
Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte wurde nicht nur der Name verändert – seit 2002 ist die KISD (Köln International School of Design) ein Institut der Fakultät für Kulturwissenschaften an der TH Köln – sondern auch das Profil des Studienmodells weiter geschärft und das Studienangebot konsequent internationalisiert. So verwundert es nicht, dass die Designausbildung an der KISD weltweit Beachtung und Nachahmung fand und mehrfach ausgezeichnet wurde. Ebenso werden die Absolvent:innen regelmäßig mit Preisen bedacht. Nach ihren Abschlüssen arbeiten sie in leitenden Positionen in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft, gründen eigene Büros oder legen in der KISD den Grundstein für eine wissenschaftliche Karriere.
Gegenwärtig studieren an der KISD 520 Studierende aus 21 Ländern. Für vierzig Prozent international Studierender ist die KISD eine akademische Heimat und nahezu alle Studierende verbringen ein oder mehrere Semester an einer der 77 Partnerhochschulen im Ausland.
Neben dem Studiengang »Bachelor of Integrated Design« bieten die KISD ihren Studierenden einen »Master of Integrated Design« sowie MA-Double-Degree-Programme mit Partnerhochschulen in China, Japan und Taiwan. Mit dem »Master Produktdesign und Prozessentwicklung« sowie dem Bachelorstudiengang »Code & Context« beteiligt sich die KISD an zukunftsweisenden und interdisziplinären Studiengängen der TH Köln. Ihre Lehrenden sind Teil von hochschulischen Forschungsstellen oder betreiben eigene Forschungs- und Kooperationsprojekte. Seit 2021 ist die KISD gemeinsam mit der Universität zu Köln und der Kunsthochschule für Medien Partnerin eines kooperativen
DFG-Graduiertenkollegs. Darin werden zukünftig, kunst- und designwissenschaftliche Promotionen entstehen.
Kurzum: Das, was vor 30 Jahren mit viel Enthusiasmus und Engagement begann, hat sich zu einer festen Größe in der Designwissenschaft und -ausbildung entwickelt und Köln zu einem Fixpunkt des internationalen Designs werden lassen. Dabei ist die KISD bei allem Wachstum, aller Erfolge und der stetigen Weiterentwicklung ein offener Ort des Austauschs geblieben. Zu Freitagspräsentationen, Vorlesungen, Konferenzen und den KISDparcours (der alljährlichen Präsentation der Abschlussarbeiten) finden sich Alumni, Studierende, Studien- und Designinteressierte, Freund:innen aus der ganzen Welt ein, um Design als integralen Bestandteil unsere Kultur zu diskutieren und gemeinsam der Frage nach zu gehen, wie wir Zukunft gestalten wollen.