Klimawandel und Umweltschutz sind heiß diskutierte Themen. Doch was wurde in Deutschland in den letzten Jahren wirklich für den Klimaschutz getan?

In der ARD Wissen-Sendung “Klimaschutz-Drama, warum Wissenschaft und Proteste versagen” geht Klimaforscher Prof. Mojib Latif dieser Frage nach und spricht unter anderem mit KISD Professor Paolo Tumminelli über die Autoindustrie.

 

Die Sendung wird am 4. Dezember um 22.50 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

In der Mediathek ist sie bereits jetzt erhältlich. Hier geht es zum Link:

ARD Wissen “Klimaschutz-Drama, warum Wissenschaft und Proteste versagen”

 

Ein Satz treibt fast alle Forscher an: „Wissen führt zu handeln!“ Demnach hängen richtige Entscheidungen in der Politik vor allem von richtigen Informationen ab. Das gilt auch für Klimaforscher Mojib Latif. Doch nach vier Jahrzehnten wissenschaftlicher Arbeit stellt er nüchtern fest: „Zumindest in meinem Fachgebiet hat sich dieser Grundsatz als falsch herausgestellt.“ In einer neuen ARD-WISSEN-Dokumentation von HR und MDR will er nun den wahren Grund erfahren: Warum wurde der Klimawandel trotz klarer Erkenntnisse nicht verhindert?

Mojib Latif im Waldbrandgebiet

Es ist ein Moment, der besonders haften bleibt: Mojib Latif steht in Mecklenburg-Vorpommern mitten im Waldbrandgebiet. Unzählige verkohlte Bäume stecken leblos wie Zahnstocher in der aschigen Erde. Fassungslos stellt er fest: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Unfassbar!“ Der Klima-Experte hautnah und mittendrin. Es ist das eingetreten, wovor er immer gewarnt hat: Die menschengemachte Erderwärmung sorgt für immer mehr Extremwetter. Dabei haben er und seine Kollegen seit Jahrzehnten in vielen wissenschaftlich geprüften Modellen bewiesen, dass genau das passieren wird: Mehr Hitze, mehr Hochwasser, mehr Stürme, mehr Brände.

Die Anfänge der Klimaforschung

In seinen Recherchen erinnert er sich an die Anfänge der Klimaforschung. „Statt auf uns zu hören, wurden von den Profiteuren mit Millionensummen Lobby-Organisationen gegründet, die unsere Arbeit mit Lügen und Falschmeldungen in Frage stellten.“ Mit Erfolg. Der CO2-Ausstoß wurde nur halbherzig reduziert. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert fasst es so zusammen: „Der Impuls ist der, dass wir in einer ganz anderen Welt wären, wenn die fossilen Lobbyisten nicht ihre Schandtaten betrieben hätten.“

Protest für einen radikalen Wandel

Seit einiger Zeit kämpfen nun junge Menschen für einen radikalen Wandel. Gegen rücksichtslose Unternehmen und gegen handlungsunfähige Politiker, wie sie behaupten. „Fridays for Future“ und „Letzte Generation“ wollen einen radikalen Kurswechsel. Mojib Latif begleitet sie für die Dokumentation und versucht herauszubekommen, ob sie mit ihren Protestformen vielleicht erfolgreicher sein werden als er es mit seiner Aufklärungsarbeit gewesen ist, obwohl er ihre radikalen Protestformen eigentlich ablehnt.

Eine Lösung des Problems erhofft sich Mojib Latif von den Neurowissenschaften. Gemeinsam mit Forscher Henning Beck will er herausfinden, ob das menschliche Gehirn überhaupt darauf angelegt ist, komplexe Problemstellungen langfristig zu lösen. „Es gibt vor allem drei Gründe in der Struktur unseres Gehirns, die unser Verhalten bei der Bewältigung großer Probleme negativ beeinflussen.“ Doch in diesem Fall scheint uns das Wissen darüber Möglichkeiten zum Handeln zu verschaffen. „Wir wissen jetzt, warum der Mensch solche Schwierigkeiten hat, langfristig vernünftig zu handeln. Und wir haben einige Ideen, wie man damit umgehen könnte.”

Gespräch mit Prof. Paolo Tumminelli und anderen Wissenschaftlern

In der Dokumentation kommen zahlreiche Stimmen aus der Wissenschaft zu Wort, die das „Drama Klimaschutz“ aus verschiedenen Perspektiven analysieren. Dazu gehören Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert, Protestforscher Professor Dieter Rucht,

Autoforscher Prof. Paolo Tumminelli. Mit KISD Professor Paolo Tumminelli diskutiert Prof. Mojib über SUVs und den mangelnden Fortschritt in der Autoindustrie.

Außerdem äußern sich die Gründerin der „Letzten Generation“ Le Bonasera und die Pressesprecherin von „Fridays for Future“ Clara Duvigneau.

Am Ende wird klar, dass sich die Probleme beim Klimaschutz zwar gut erklären lassen. Aber der Mix aus Politik, persönlicher Bequemlichkeit und kurzfristigen Wirtschaftsinteressen macht es der Wissenschaft und den Protestgruppen nicht gerade einfach, das Drama Klimaschutz zu einem guten Ende zu bringen.