Max Hoffmann gewinnt mit seiner Bachelorthesis „Means of Digital Images“ den Kölner Design Preis 2016 (1. Preis). Die theoretische wie gestalterisch-experimentelle Arbeit, die von Prof. Dr. Carolin Höfler betreut wurde, widmet sich dem Thema „Fotografie“ im Übergang von analoger zu digitaler Bildproduktion.
Nach dem Aufkommen digitaler Verfahren und Technologien in den 1980er Jahren wurde der Fotografie lange eine Krise attestiert. Digitalisierung und Kommerzialisierung schienen ihr ein Ende zu bereiten, doch gleichzeitig wurde sie präsent wie nie zuvor. Fotobasierte Bilder sind heute wesentliche Bestandteile interaktiver Systeme, die nahezu alle Lebens- und Funktionsbereiche beherrschen. Angesichts dieser Gleichzeitigkeit von Niedergang und Aufstieg der Fotografie geht Max Hoffmann der Frage nach, wie digitale Bilder entstehen, welche Informationen sie übertragen, und was sie zu sehen erlauben. Dieser Frage nähert er sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch an. In fünf fotobasierten Bildserien und einem computergenerierten Objekt erkundet Hoffmann Datenverarbeitungsprozesse, veranschaulicht Spuren der bilderzeugenden Technik und untersucht veränderte Anschauungssituationen und Sehpraktiken.
In der Serie The Sound of Downloading Makes Me Want to Upload setzt sich Hoffmann mit den formalen Folgen der Bildkompression auseinander, wie sie von der Social-Media-Plattform Facebook angewendet wird. Die Serie Simulated Reality resultiert aus der Untersuchung der Software Google Earth und zeigt digitale Modellierungen und Verfahren der Abbildung irrealer Stadtrealitäten. Eine weitere Arbeit zu den Algorithmen von Google ist die in Buchform präsentierte Serie In Conversation with Google, welche die Funktionsweise der Google Bildersuche untersucht und mitunter bizarre Bei-spiele für verknüpfte Bilder liefert. Die Serie Text + Image behandelt die Möglichkeit der Konvertierung von Bildern in Texte. Digitale Daten werden als Ziffern kodiert, die in unterschiedliche sensorische Formen wie Grafik, Farbe oder Schrift verwandelt werden können. Solche Verwandlungsprozesse sichtbar zu machen, ist das Ziel dieser Untersuchungsreihe. Die Serie Phonograms hingegen beschäftigt sich mit der Materialität digitaler Bilder, die durch gebrochene Smartphone-Displaygläser besonders augenfällig wird. Hoffmann fängt die durch Glasbruch gestörten Screenbilder in analogen Fotogrammen ein und verleiht ihnen so eine neue Form der Vergegenständlichung. Wie das Paradigma der Fotografie als Lichtspur im Digitalen fortwirken kann, zeigt er schließlich mit der skulpturalen Arbeit Figures of Light: Mithilfe von 3D-Scannern werden Lichtstrahlen aufgenommen und in digitale Formen übersetzt, die anschließend dreidimensional gedruckt werden.
Zu den fundamentalen Veränderungen der Digitalfotografie gehört, dass das fotografisch generierte Bild selbst zur Information geworden ist. Zugleich zehrt das digitale Bild von der Vorstellung der Fotografie als indexikalisches Zeichen, das eine physische Verbundenheit zu den Dingen aufweist, die es zeigt. Dadurch befindet sich die Digitalfotografie in einer Doppelrolle. Mit Blick darauf entwirft Hoffmann eine Vorstellung des digitalen Bildes, das sowohl Zeichen als auch Material ist und seine Bedeutung erst in der Beziehung zur analogen Fotografie erlangt.