Lehre und Forschung an der KISD zeichnen sich durch einen transdisziplinären Zugang zu ihren Untersuchungsgegenständen aus: Designer/-innen und Wissenschaftler/-innen aus unterschiedlichen Disziplinen, die ein spezifisches theoretisches und praktisches Wissen mitbringen, arbeiten in forschungsorientierten Projekten und thematischen Studios zusammen. Ein Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist das Projekt „Material als Akteur“ unter der Leitung von Prof. Dr. Carolin Höfler (Designtheorie und -forschung) und Prof. Andreas Muxel (Interface Design).
Ausgangspunkt des Projektes ist die Frage, in welchem Verhältnis abstrakte Algorithmen und digitale Codes zur materiellen Welt stehen, und wie sie stofflich gefasst sind. Angesichts algorithmischer Artefakte wird häufig der Verdacht geäußert, dass die alte Welt physischer Materialien überwunden sei. Doch geht es bei den digitalen Prozessen und Produkten nicht um die Aufhebung von Materialität, sondern um die Erneuerung eines tradierten Materialbegriffs. Dieser Begriff feiert gegenwärtig ein Comeback in den jüngsten Ansätzen der Materialforschung, wonach Materie nicht mehr passives Element zur Umsetzung von Gestaltungsstrategien ist, sondern aktiv an der Entwicklung komplexer Strukturen mitwirkt, die in einem wechselseitigen Wirkverhältnis zur Umwelt und zu möglichen Anwendern stehen. Vor diesem Hintergrund werden vermeintlich eindeutige Unterscheidungen zwischen synthetisch und organisch, mensch- und naturgemacht obsolet.
Diesem Stoffverständnis widmen sich die Projektteilnehmer/-innen mit eigenen Experimenten, Erfahrungen und Beobachtungen. Im Fokus der Auseinandersetzung stehen vor allem bewegte und selbstbewegende Materialien, die von textilen Geweben über flüssige und flüchtige Stoffe wie Luft und Licht bis hin zu Informationen als zu gestaltende Mate-rialien reichen. Gegenstände der Untersuchung sind analoge wie digitale Materialprozesse, die sich in physischen, meist dynamischen Objekten und Anordnungen manifestieren. Entwickelt wurden etwa eine Maschine, die digitale Binärcodes in Rauchzeichen verwandelt; eine Lautsprecher-Apparatur, die Soundfrequenzen in Muster aus Eisenpulver transformiert; eine Zuckerlampe, die sich bei Aktivität selbst auflöst; feuchte Reispapierflächen, die bei Trocknung eigenständig stabile Faltkuppeln bilden und selbstgezüchtete Kombuchapilze, aus denen sich hautartige Textilien erzeugen lassen.