Diplom-Geograph Alexander Follmann, geboren 1983 in Lemgo, studierte Geographie, Städtebau und Verkehrswissenschaften in Köln, Bonn und Vancouver. Seine Diplomarbeit zur Revitalisierung des Kölner Rheinauhafens wurde mit dem Kölnpreis 2009 ausgezeichnet. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität zu Köln forscht und lehrt er zu Themen der Stadt- und Regionalentwicklung, Urban Environmental Governance, Urban Political Ecology und Urbaner Informalität mit einem räumlichen Fokus auf Deutschland und Indien. Im Rahmen seiner Promotion arbeitet er derzeit zu Stadtentwicklung und Umweltschutz in der Flussaue der Yamuna in der indischen Hauptstadt Delhi. Seit Februar 2012 engagiert er sich im Kölner Gemeinschaftsgarten NeuLand. In Zusammenarbeit mit Frau Dr. Valerie Viehoff publizierte er in 2014 den Beitrag „A green garden on red clay: creating a new urban common as a form of political gardening in Cologne, Germany“ in: Local Environment. The International Journal of Justice and Sustainability.

Abstract

Das soll ein Garten sein?
Der Gemeinschaftsgarten Kölner NeuLand als urbane Allmende und sein (möglicher) Beitrag zur Stadtentwicklung

Seit März 2012 entsteht im Kölner Süden auf einer Brachfläche der mobile Gemeinschaftsgarten Kölner NeuLand. Das Gelände ist Teil eines rund 100 Hektar großen Stadtentwicklungsgebiets südlich des innerstädtischen Eisenbahnringes. Als urbane Allmende stellt das Projekt NeuLand einen sozio-ökologischen Experimentierraum dar, der geprägt ist durch niederschwelliges und überwiegend informelles bürgerschaftliches Engagement. Die Gründungsgeschichte des Gartens offenbart jedoch, dass das Gärtnern nicht alleiniges Motiv für die Entstehung des Projekts war, sondern dass der Garten von Beginn an als informelles Instrument geschaffen wurde, um einen Beitrag zur Quartiers- und Stadtentwicklung von unten zu leisten. Die Raumaneignung über den Gemeinschaftsgarten NeuLand stellt insofern eine neue Form zivilgesellschaftlichen Engagements dar, die sich gegen die neoliberalen Verwertungslogiken der unternehmerischen und investorenorientierten Stadt stellt und sich zugleich für eine grüne, nachhaltige und an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung ausgerichtete Stadterneuerung im Kölner Süden (und darüber hinaus) einsetzt.
Der Beitrag erläutert die Motive und Ziele der Initiative NeuLand aus Sicht eines aktiven Gärtners und kritischen Stadtgeographen. NeuLand versteht sich als Pionier neuer Formen des essbaren, urbanen Grüns und verfolgt im Hinblick auf die Vollendung des Inneren Grüngürtels als langfristiges Ziel die Integration von Gemeinschaftsgärten in den Randbereichen neuentstehender städtischer Parks. Theoretisch setzt sich der Beitrag mit der Frage auseinander, inwieweit commons-basierte Gemeinschaftsgärten neue, kreative Grünräume jenseits der klassischen, öffentlichen und privaten Formen urbanen Grüns schaffen (können). Für die Akzeptanz, Verstetigung und ggf. Formalisierung dieser Raumpioniere spielen auch Fragen von Design und Ästhetik eine wichtige Rolle, denn nicht jedem erschließt sich der Do-It-Yourself-Look des Urban Gardening und so manch einer mag sich fragen: „Dat soll ne Jade sin? Dat kütt mer aber sehr suspekt vür.“