Die Nutzung von Daten führt zu vielen Fragen und Herausforderungen in allen Lebensbereichen, Sektoren und Disziplinen. In unserer heutigen datengesteuerten Welt ist Datenkompetenz daher eine wesentliche Kompetenz der Zukunft. Im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Design Data X Cultures“ der Texas State University (TXST) und der Köln International School of Design (KISD) setzten sich Studierende mit dem Thema Data Literacy aus einer interkulturellen Perspektive auseinander. Durch einen kollaborativen und interdisziplinären Ansatz umfasste das Projekt die Sammlung von Daten und die Analyse des Datenlebenszyklus für die Entwicklung innovativer analoger oder digitaler Designkonzepte, Produkte oder Interventionen für mehr Datenbewusstsein in Austin bzw. Köln.
Studenten der TXST und der KISD diskutierten in mehreren virtuellen Treffen die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Europa im Umgang mit Daten. Wie beeinflussen kulturelle Einstellungen zum Datenschutz die Akzeptanz von Datenerfassungspraktiken in urbanen Umgebungen? Gibt es bestimmte kulturelle Werte oder Normen, die die Bereitschaft des Einzelnen, persönliche Daten preiszugeben, beeinflussen und wie wirken sich diese auf das Datenbewusstsein aus? Wie kann Design zu einem transparenteren und inklusiveren Dialog über Datenpraktiken beitragen?
Die interdisziplinären Diskussionen zwischen den beiden Universitäten waren ein effektiver Weg zur kulturübergreifenden Entwicklung von Datenkompetenz und förderten die internationale Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden.
Um einige der Projekte hervorzuheben: Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Konzept der Internet-Cookies und deren Auswirkungen auf die Transparenz unserer Aktivitäten und Interaktionen auf digitalen Plattformen entwickelte eine Gruppe von Studierenden der KISD das Spiel „Crumbly Connection“. Ziel des Spiels ist es, das Wissen über Cookies zu erweitern und das Gefühl der Kontrolle auf spielerische Weise zu verbessern. Die Entwicklung wurde begleitet von intensiven Diskussionen mit den texanischen Studenten über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Verwendung von Cookies in Europa und den USA sowie über die Datenschutzbestimmungen in beiden Ländern. Dabei wurde die Rolle der Datenschutzbestimmungen, insbesondere in Europa, und deren Einfluss auf das Design der Benutzeroberfläche und die Benutzererfahrung deutlich.
Eine Gruppe von Studierenden der KISD beschäftigte sich mit FOMO (Fear Of Missing Out), das mit Aktivitäten auf Social-Media-Kanälen verbunden ist. Sie entwickelten eine Installation, um dieses Gefühl in Form einer interaktiven analogen Umfrage an der KISD sichtbar zu machen. Das Thema psychische Gesundheit war auch für die Studierenden aus Texas wichtig. Zwei Projektgruppen untersuchten, wie man durch den sorgfältigen Umgang mit Daten mehr Bewusstsein und Sichtbarkeit für dieses sensible Thema schaffen kann. Studierende der TXST University entwickelten eine interaktive Skulptur, „Mind Mosaic“, die anhand von Daten ein Bewusstsein für die aktuelle Stimmung der Studierenden auf dem Campus schafft. Eine andere Gruppe arbeitete an der Visualisierung von Daten auf dem Campus, um das Bewusstsein für die Auswirkungen von COVID auf die psychische Gesundheit von Studenten in der Zeit nach der Pandemie zu schärfen. Eine andere Gruppe führte eine Umfrage zu den Lesegewohnheiten an der TXST durch und nutzte ihre Daten, um eine Plakatkampagne zu entwerfen, die dem Rückgang des Leseverhaltens in der Universitätsgemeinschaft entgegenwirken soll.
Die Frage, wie die bevorzugte Zahlungsmethode (bar oder digital) von der eigenen Vorstellung von Privatsphäre und Datenschutz und der eigenen Kultur abhängt, brachte die Gruppe „Payment Issues“ an der KISD auf die Idee eines interaktiven analogen Badge-System, das zu Diskussionen und mehr Sichtbarkeit zu diesem sensiblen Thema führen sollte. Angeregt wurde dieses Thema vor allem durch den besonderen Status von Barzahlungen in Deutschland, der in den Gesprächen zwischen TXST und KISD deutlich wurde.
Mit Blick auf die zunehmende Sammlung biometrischer Daten und deren Verarbeitung durch künstliche Intelligenz entwickelte eine Gruppe der KISD ein Puzzle eines Gesichtes, um eine haptische Auseinandersetzung mit der Frage zu ermöglichen, wie Algorithmen unsere Daten verarbeiten. Biometrische Daten waren auch das Thema einer Gruppe von Studenten aus Texas. Sie entwickelten ein Konzept, das Läufern während des Austin-Marathons bei ihrer Ernährung und Flüssigkeitszufuhr helfen soll, indem es biometrische Daten auf datenschutzkonforme Weise nutzt.
Insgesamt schätzten die Studierenden den kulturellen Austausch und die geteilten Einsichten, insbesondere durch tiefgreifende, bereichernde Diskussionen über offensichtliche kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten während des Designprozesses. Die Teilnehmer genossen die verschiedenen Arten der Kommunikation und Zusammenarbeit und fühlten sich durch das Feedback ihrer internationalen Kommilitonen verstanden und inspiriert. Es gab den Wunsch nach mehr Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten mit den KISD-Studenten und mehr Interaktion durch zusätzliche Treffen in der Gruppe, um das Engagement zu vertiefen. Aus Sicht der Studenten bot der Kurs wertvolle Einblicke in die Datenerfassung und -verwendung, kulturelle Unterschiede in Designansätzen und neue Perspektiven auf den Designprozess, die die Studenten ermutigten, anders über Design zu denken.
Wir freuen uns sehr, unsere Zusammenarbeit mit TXST fortzusetzen und das Projekt im Sommersemester 2025 im Rahmen unserer „Internationalization at Home“-Strategie erneut für unsere Studenten anzubieten.
Lehrende TXST: Prof. Claudia Röschmann
Lehrende KISD: Dr. Elisabeth Kaliva, Lisa Janßen, Prof. Philpp Heidkamp
Studierende TXST: Caroline Koi, Mia Mireles, Annaliese Schwartz, Alyssa Scott, Trin Sosa, Dylan Searcy, Kaliah Orum-Harris, Mason Espedal, Emily Palau, Mattie Jones, Natalia, Lori Rodriguez, Dimitri Rowlett, Adrian Flores, Emma Brown
Studierende KISD: Angel Lai Yan Yu, Diana Guadalupe Espino Flores, Gulsah Tuana Demir , Jui Yu Hung, Katharina Lena Kirsch, Chiara Annerose Schröder, Dajana Elvira Velde, Jood Khayal, Klara Maria Tekath, Ni Xiaofeng, Rina Marie Dorette de Vries, Semiha Merve Boyar