Das selbst initiierte Gemeinschaftsprojekt „You gaze, I gaze – How we internalize the male gaze” setzt sich mit dem Phänomen des männlichen Blicks auseinander. Wie beeinflusst er Frauen im alltäglichen Leben? Wie gehen sie damit um? Eine Plakatserie sowie ein dazugehöriges kleines Magazin schaffen Einblicke und regen zum Nachdenken an.
Der Begriff „Male Gaze“ wurde erstmalig 1975 von der feministischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey in ihrem Essay „Visual Pleasure and Narrative Cinema“ benutzt und beschreibt das Phänomen des objektifizierenden und sexualisierenden Blicks des Mannes auf die Frau. Der „Male Gaze“ geschieht jedoch längst nicht mehr nur durch die Augen des Mannes. Frauen, die sich jahrhundertelang an genau diesen Blick anpassen mussten, reproduzieren diesen unwissentlich tagtäglich. Unrealistische Erwartung an das Aussehen und die eigene Persönlichkeit sowie an andere Frauen innerhalb der Gesellschaft beeinflussen das Handeln und bestimmen das weibliche Selbstwertgefühl. Ein Teufelskreis, dessen die Gesellschaft sich meist selbst nicht bewusst ist.
In dem SIP „You gaze, I gaze” hat sich eine Gruppe von weiblichen KISDies mit genau dieser Thematik auseinander gesetzt. Dabei entstand eine Plakatreihe und ein begleitendes Magazin, das das Thema durch persönliche Texte über die ganz eigene Wahrnehmung der einzelnen Gruppenmitglieder näherbringt.
Ein intimes Thema, dessen Bearbeitung bei allen Beteiligten Selbstreflexion voraussetzte – und initiierte. So hat es den an dem Projekt beteiligten Studentinnen unter anderem gezeigt, dass sie alle ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Bei allen ist das eigene Aussehen von Mitmenschen, männlich wie weiblich, angesprochen und bewertet worden. Bei allen wurde ihr Verhalten im Blick darauf bewertet, ob sie auf Männer anziehend wirken oder nicht. Diese Entdeckung hat das Vertrauen der Studentinnen in unsere Gesellschaft nicht gestärkt, aber sie selbst stärker gemacht, denn „wir haben verstanden, dass nicht wir sind das Problem sind, sondern die Gesellschaft.“