Was passiert, wenn künstliche Intelligenz ihre eigene Realität definieren kann? KISDstudent Vincent Johnson greift in seinem Intermediate diese Frage auf und zeigt im Kurzfilm, wie 3D-Scanning als Erzählmittel genutzt werden kann.



Mit seiner Intermediate-Arbeit wollte Vincent Johnson das Thema 3D-Scanning als Erzählmittel praktisch umsetzen. Dies realisierte er mittels eines Kurzfilmes, der die Frage behandelt, wie Maschinen die physische Welt wahrnehmen und was passiert, wenn künstliche Intelligenz ihre eigene Realität definieren kann. Um das darzustellen, nutzte Vincent Johnson 3D-Scanning und -Capturing als Technik.

Menschen wollen mithilfe von 3D-Scanning die Welt, in der sie leben, so realistisch wie möglich darstellen. Doch die Versuche, unsere eigene Spezies virtuell darzustellen, enden in 3D-Charakteren, zu denen keine emotionale Bindung aufgebaut werden kann. Dieses Phänomen nennt man „Uncanny Valley Effekts“ oder „Akzeptanzlücke“. Sie bezeichnet den messbaren Effekt, den menschenähnliche Roboter auf Menschen ausüben: die Akzeptanz fällt schlagartig ab, je mehr die Roboter den Menschen ähnlichsehen.

Was kann Künstliche Intelligenz sehen?

Was aber geschieht, wenn nicht die Menschen mithilfe von 3D-Modellierung und 3D-Scanning ihre eigene Realität darstellen, sondern künstliche Intelligenzen diese Technik anwenden, um ihre eigene Realität zu visualisieren? Wie “sehen” Roboter und Maschinen unsere physische Welt?

Diese Ursprünglichkeit des maschinell Gesehenen verdeutlicht der Film mit Punktwolken. Punktwolken sind das abstrakteste Gerüst der künstlichen dreidimensionalen Raumwahrnehmung. Sie stehen für das Hier und Jetzt der künstlichen Intelligenz und zeigen die physisch reale Welt, jedoch erscheint sie fragmentiert, als Ornament.

Als Punktwolken bezeichnet man die Roh-Daten eines 3D-Scans, die die Position von Punkten im Raum definieren. Meistens werden Punkte als Pixel oder Kreis dargestellt, was in unserer Vorstellung einem Punkt am nächsten kommt. Mathematisch gesehen haben Punkte jedoch keine Form und sind daher unsichtbar. Ihre Darstellung lässt sich also frei wählen und in generativer 3D-Software wie Houdini programmieren.

Punktwolken und Post-Impressionismus

Im Prozess der Entwicklung eines eigenen Punktwolkenstils entschied sich Vincent Johnson, eine Brücke zum Postsimpressionismus zu schlagen. Punktwolken sind keine perfekte Darstellung unserer Welt, sondern wirken eher wie eine flüchtige und verträumte Momentaufnahme. Sie erinnern an die fragmentarische Darstellung von Träumen und sind dennoch nicht surrealistisch, sondern entstammen der direkten Interpretation der physischen Welt. Punktwolken sind aber auch keine exakte Darstellung der echten Welt und ähneln daher Kunstwerken des Pointillismus, einer Stilrichtung, die dem Post-Impressionismus zugeordnet wird. Johnsons Ziel war es, durch die Anlehnung an den Pointilismus einen besonderen Zugang zu den Emotionen der Zuschauer zu finden, während die natürliche Wahrnehmung der Dinge immer mehr in den Hintergrund rückt.