Unter der Leitung von Grit Seymour, Professorin für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign an der Universität der Künste Berlin (UdK), und Michael Holm, Design Manager des dänischen Unternehmens »Kopenhagen Fur«, haben sich 18 Studierende intensiv mit »Pelz« auseinandergesetzt und die Herausforderung angenommen, das kontrovers diskutierte Material in neue Kontexte zu setzen.
In einem einwöchigen Projekt haben Studierende der KISD ungewöhnliche Accessoires, Schmuckstücke oder Alltagsgegenstände aus Fell entworfen und umgesetzt.
Gleich zu Beginn des Projekts hatte jede Teilnehmerin und Teilnehmer die Wahl mit »Fake Fur« (Kunstpelz) oder mit echten Tierfellen vom Fuchs und Nerz zu arbeiten. „Es war uns ein großes Anliegen, bei den Studierenden ein Bewusstsein für alle Materialien zu schaffen,“ erklärt Prof. Grit Seymour. Und so bot die Projektarbeit auch entsprechenden Raum für Diskussionen und eine intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien und Stoffen und deren Verwendung im Bekleidungs- und Textildesign.
Baumwolle, Leder oder Kunstpelz sind Materialien, die viel weniger intensiv diskutiert werden und doch ein hohes Maß an oft völlig unbekannten ökologischen und ökonomischen Problemen aufwerfen. Bei echtem Pelz handelt es sich um langlebiges und damit nachhaltiges, ein sehr wertiges und ein biologisch abbaubares Material. „Warum soll der Verzicht auf Fell uns ein gutes Gewissen verschaffen?“ fragt Prof. Grit Seymour. Die Studierenden haben sich ihren Standpunkt mit der Auseinandersetzung im Projekt erarbeitet und dies floss in die Ergebnisse ein.
„In einer Zeit, in der die Menschen das Thema »Pelz« so negativ bewerten, war das Interesse und die Neugier am Umgang mit dem Material und das Ergebnis, mit so wenig Fell so viele Produkte zu entwickeln erstaunlich,“ sagte Michael Holm über das Projekt.
So entwarf David Schindler eine Handtasche aus Leder und Nerz, die formal an einen Pistolenhalfter erinnert und damit das Brutale, das Gefährliche und auch den Akt des Tötens reflektiert. Katharina Ait Haddi gestaltete einen Miniatursarg aus Pelz und machte damit auf den Umgang mit dem Tod aufmerksam. Unter dem Titel »Raubtier Mensch« hat Desiree Kind ein Essbesteck mit Fellapplikation konzipiert und umgesetzt. Marissa Maghavipata gestaltete eine sehr luxuriöse Hülle für Babyflaschen, die dem Besitzer bis ins hohe Alter erhalten bleibt.
„Wir waren beeindruckt von der Motivation, der Selbständigkeit und der produktiven Atmosphäre bei den Studierenden,“ sagte Prof. Seymour. „Es wurde viel diskutiert, viel gearbeitet und es entstanden originelle, unerwartete Projekte und Objekte, wie sie in einem spezialisierten Studiengang für Mode eben nicht entstanden wären.“ Die interdisziplinäre Arbeitsweise, die an der KISD selbstverständlich ist, wird nun auch in einem Folgeprojekt an der UdK fortgeführt. Die Ergebnisse aus beiden Projekten werden dann in Berlin, Köln und an der Tsinghua University, eine der weltweit renommiertesten Universitäten in China, ausgestellt.