Im Rahmen des Kurses »Design as a Practice of Correspondence« von Simon Meienberg untersuchen Masterstudierende urbane Umgebungen jenseits anthropozentrischer Bestimmungen. Was bedeutet es, die Stadt zu bewohnen, wenn »Tiere, Materialien, Geräte, Atmosphären und andere Dinge« als gleichwertige Akteur:innen wahrgenommen werden, die »uns in unserem Handeln ebenso beeinflussen wie wir ihre Existenz in dieser Welt« (García Molina / Weidle 2019)?
Ausgangspunkt der gestalterischen Auseinandersetzung war das Konzept der Korrespondenz, wie es der britische Anthropologe Tim Ingold jüngst erläuterte. »Mit der Welt zu korrespondieren heißt, kurz gesagt, sie nicht zu beschreiben oder zu repräsentieren, sondern auf sie zu antworten« (Gunn / Donovan 2016). Ingolds Ansatz zielt auf die Gestaltung von fortlaufenden, prozessualen, ergebnisoffenen, dialogischen, inklusiven und zukunftsorientierten Welten (Ingold 2019). Seine ökologische Anthropologie untersucht das Zusammenwirken von menschlichen und nicht-menschlichen Spezies sowie von organischen und anorganischen Materialien, die sich gegenseitig affizieren und entsprechend selbst über Handlungsmacht verfügen (Ingold 2016).
Mit Blick auf Ingolds Überlegungen begaben sich die Teilnehmer:innen auf die Suche nach Formen der Korrespondenz in urbanen Umgebungen. Sie erforschten relationale Strukturen und Interaktionen zwischen Stadtakteur:innen jedweder Art, um daraus neue Ansätze für die Gestaltungspraxis und Raumproduktion zu entwickeln. Hierbei verfolgten sie den Ansatz, Wissen durch Gestaltung hervorzubringen, indem sie Imagination, Spekulation und Improvisation als Methoden zur Erstellung hybrider Mappings einsetzten.
Bei dem Kurs »Design as a Practice of Correspondence« handelte es sich um ein Lehrangebot im Methodenlab des Masterstudiengangs »Integrated Design«, das kontinuierlich vom Lehr- und Forschungsgebiet »Designtheorie und -forschung« (Prof. Dr. Carolin Höfler) organisiert wird. Der Gastdozent Simon Meienberg wurde vom »Integrated Interactions Lab« eingeladen – einem Projekt des Programms Digital Learning Transfer Fellowship, gefördert vom Stifterverband und der Reinhardt-Frank-Stiftung.
Literatur:
- García Molina, A., and Weidle, F. (2019, January 21). Correspondence. Society for Cultural Anthropology, https://culanth.org/fieldsights/series/correspondence (accessed July 7, 2021).
- Gunn, W., and Donovan, J., eds. (2016). Design and anthropology. London: Routledge, https://www.taylorfrancis.com/books/e/9781315576572.
- Ingold, T. (2019). Art and Anthropology For a Sustainable World. Journal of the Royal Anthropological Institute, 25 (4), 659–675, https://doi.org/10.1111/1467-9655.13125.
- Ingold, T. (2016). An Ecology of Materials. An Interview by Petra Löffler and Florian Sprenger. Zeitschrift für Medienwissenschaft 14, https://zfmedienwissenschaft.de/online/ecology-materials (accessed July 7, 2021).
Bilder:
Jiye Kim, Meet Us Along the Rhine River; Tomás Ignacio Corvalan Azocar, Hidden Communities: Places of Gathering in the Digital-Analogue; Jihee Hwang, Achtung Freihalten; Marina Helena Müller, Largo Zumbi dos Palmares: Space as a White Board; Sally Loutfy, Designing for Circumstance.