In ihrer Bachelorarbeit untersucht Tamara Zgraggen die Bedeutung von Provokation als sozialen Akt im Medium des Möbels. Dafür hat sie vier provozierende Designklassiker des 20. Jahrhunderts analysiert und anschließend ihr eigenes, provokantes Sitzmöbel realisiert. Ihre Arbeit ist für den Kölner Design Preis nominiert worden.
Meine Arbeit begann mit der Analyse des Mae West Lips Sofas von Salvador Dalí, des Chair von Allen Jones, des Poltrona di Proust von Alessandro Mendini sowie des W.W. Stool von Philippe Starck. Dabei untersuchte ich unter anderem, welche Arten und Techniken der Provokation im Möbel existieren. Ich stellte fest, dass diese Provokationen sich stets auf den jeweiligen Zeitgeist sowie die Gesellschaft mit ihren Normen und Tabus bezieht.
Das von mir entworfene Möbel stellt einen gesellschaftskritischen Kommentar dar, der zur Auseinandersetzung mit der Objektifizierung des weiblichen Körpers, dessen Idealisierung in Form von Schönheitsidealen sowie seiner oft sinnlichen Darstellung anregen soll. Das derzeitige Ideal ist das eines großen Hinterns mit großen Brüsten und einer Wespentaille, es wird ikonisch von Kim Kardashian repräsentiert. Ebenso ist es in diversen Medien wie etwa in Musikvideos visuell wie lyrisch oder in der Form von hinternbetonender Kleidung präsent, und wird nahezu fetischisiert.
Provoziert wird sowohl durch die ironisch überspitzte Materialisierung des Ideals in der Form des Sessels, seiner Objektifizierung, als auch durch die Anwendung sinnlicher Konnotationen. Diese äußern sich visuell, durch die Art des Sitzens und der Interaktion mit dem Sitzmöbel sowie der Einladung, das Möbel haptisch zu beGREIFEN. In seiner Form ist das Möbel ein skulpturales Statementpiece, das eine ergonomische Form besitzt und durch die Polsterung einen entsprechenden Sitzkomfort gewährleistet.
Fotos © Hanna Freres