In einem interdisziplinären Kooperationsprojekt zwischen der Uniklinik Köln und der KISD – Köln International School of Design der TH Köln erforscht Juliane Ahn im Fachgebiet „Designtheorie und -forschung“ das Zusammenspiel von Bild, Raum und Handlung bei robotergeführten Operationen und entwickelt gestalterische Perspektiven auf die Beziehung von Design und Medizin.
Minimalinvasive Interventionen konfrontieren Chirurginnen und Chirurgen mit einem zunehmend komplexen Handlungsgefüge aus technischen Apparaturen, bildgebenden Verfahren, maschinellen Prozessen und zwischenmenschlichen Interaktionen. Diese Verflechtungen scheinen sich unter der Verwendung von chirurgischen Assistenzrobotern wie dem Operationssystem Da Vinci® der Firma Intuitive Surgical noch zu verdichten.
Ursprünglich wurde der Operationsroboter für das amerikanische Militär entwickelt, um verwundete Soldaten aus sicherer Entfernung behandeln zu können. Seit 1998 wird das Da-Vinci-System® in Operationssälen, insbesondere in den USA, eingesetzt und heute auch in der Uniklinik Köln verwendet.
Bei dem Da-Vinci-Roboter handelt es sich um ein modulares System, dessen Komponenten im Operationssaal verteilt angeordnet sind. Aufgabe des Systems ist es, dem Chirurgen bei minimalinvasiven Operationen zu assistieren. Der Aufbau und das räumliche Arrangement der Systemkomponenten im Operationssaal führen zu einer veränderten Rollen- und Aufgabenverteilung unter dem OP-Personal. Die Chirurgin arbeitet bei der Verwendung des Systems vom Patienten abgewandt an einer Steuerkonsole, welche die Handbewegungen erfasst und mittels digitaler Signalübertragung an die endoskopischen Instrumente im Operationsfeld weiterleitet.
Während medizinische Studien den Nutzen des Da-Vinci-Systems® zu belegen versuchen, bleiben Fragen zum Bild-Raum-Gefüge und zum Handlungsfeld zwischen System und Operationsteilnehmern weitgehend unberücksichtigt. Wie wird die Wahrnehmung der Chirurg:innen bei der Verwendung des Systems strukturiert, zu welchen Handlungen wird aufgerufen, und welche Sinne außer dem Sehsinn werden noch angesprochen werden?
Auf diese Fragen findet die Bachelorarbeit von Juliane Ahn designwissenschaftliche und gestalterische Antworten. Sie legt die Bedingungen und Möglichkeiten der komplexen Mensch-Maschine-Interaktionen frei und deckt die zwingenden Wirkungen des Operationssystems auf.
Kooperationspartner:innen
Univ.-Prof. Dr. Christiane Bruns, Direktorin der Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Uniklinik Köln
Priv.-Doz. Dr. Hans F. Fuchs, Leiter der roboterassistierten Chirurgie der Uniklinik Köln
Prof. Dr. Carolin Höfler, Designtheorie und -forschung, KISD der TH Köln
Bilder: © Intuitive Surgical, Inc.