Ein Projekt zum Umgang mit der Personalisierung des Internets
Die technologischen Entwicklungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass das Internet heute in nahezu alle Prozesse des alltäglichen Lebens integriert ist. Es ist nicht nur zum wichtigsten Unterhaltungsmedium geworden, auch als Nachrichtenquelle und Medium zur Informationsbeschaffung scheint es Fernsehen und Printmedien abzulösen. Doch anders als bei den herkömmlichen Medien, sind die Inhalte, welche ein Nutzer im Internet vorfindet, stark personalisiert. Webseitenbetreiber erheben eine Vielzahl an Informationen zu jedem Nutzer, um ihm dann eine Auswahl an Informationen und Inhalten anzuzeigen, welche genau auf seine Interessen und Vorlieben sowie seine Weltanschauung zugeschnitten ist; Inhalte, welche eine neue Blickweise auf Dinge eröffnen, gehen verloren. Da die algorithmisch gesteuerten Personalisierungsprozesse unsichtbar im Hintergrund ablaufen, ist dem Internetnutzer meist nicht bewusst, dass die ihm angezeigten Dinge die Realität nicht in vollem Umfang abbilden, sondern in höchstem Maße individualisiert sind. Ohne es zu merken, ist der Nutzer in einem Kreislauf von einseitiger, vorgefilterter Information gefangen, er befindet sich in einer Filterblase.
Um diese vielschichtigen Personalisierungsprozesse des Internets sichtbar zu machen, wurde eine Methode entwickelt, die Webinhalte von mehreren Testpersonen über einen längeren Zeitraum aufzuzeichnen und auszuwerten. Die Ergebnisse wurden in Infografiken übersetzt, welche wiederum als Grundlage für die Erstellung von tragbaren Modellen der verschiednen Filterblasen genutzt wurden. Jedes Modell visualisiert die Onlinewelt der jeweiligen Testperson, von vorherrschenden Plattformen und Themengebieten, über die journalistische Qualität der Inhalte bis hin zur politischen Färbung der Beiträge und macht ein vielschichtiges Problem somit greifbar. Die nach ähnlichem Prinzip konzipierte App MyFilterBubble ermöglicht es herauszufinden, inwiefern man selbst von der Personalisierung des Internets betroffen ist, indem die App Webinhalte nach diversen Kriterien auswertet und dann ein Abbild der individuellen Filterblase generiert. Erstmals ist es somit gelungen den unsichtbaren, vielschichtigen Personalisierungsprozessen des Internets eine Gestalt zu geben und das Phänomen der Filterblasen und deren Gefahren auf einen Blick erfassbar zu machen um einen öffentlichen Diskurs sowie einen bewussteren Umgang mit digitalen Medien anzuregen.
Lucca Sophie Weigert
Bachelor of Arts Integrated Design
luccasophie.weigert@outlook.com