Wir erzeugen Klänge, um uns zu vergewissern, dass wir nicht alleine sind. Stille gleicht derart betrachtet einer Abwesenheit des Anderen. Die Abwesenheit von Lauten gleicht der Abwesenheit von Leben. Tod stellt die ultimative Stille dar – Totenstille. Oder: Was am Ende noch zu hören bleibt.
Im Rahmen meiner Masterarbeit an der Köln International School of Design untersuchte ich Klanglandschaften rund um das Sterben, den Tod und die Trauer. Auf Grundlage der unterschiedlichen Arbeiten, die im Rahmen der Exploration entstanden, konzipierte ich die Ausstellung »Totenstille«, welche im Juni 2019 im Bunker K101 in Köln stattfand. Anders, als der Ausstellungstitel es vermuten lässt, ertönte zwischen den dicken Betonwänden des früheren Atomschutzbunkers eine Klangcollage bestehend aus unterschiedlichsten Geräuschen, Stimmen und Musik.
Die Ausstellung lädt zum kritischen Hinhören ein. In einer Welt, in der für gewöhnlich eine Vielzahl an visuellen Informationen gesendet, konsumiert und verarbeitet werden, bietet die Fokussierung auf Akustik eine sensorische Erfahrung, durch die sich der Mensch in seinem Körper und seiner Umgebung – in diesem Fall der Ausstellungsfläche – neu verorten und wahrnehmen kann. Das Eintauchen in Klangwelten ermöglicht eine andersartige Begegnung mit dem Thema Tod.
In unserer Gesellschaft fehlt es an Räumen, in denen wir offen und ohne Vorbehalte über das Sterben, den Tod und die Trauer sprechen können. Als Gestalterin möchte ich Impulse setzen, die zu derartigen Gesprächen anregen. Statt Urnen, Särge oder Krematorien neu zu planen oder zu gestalten, möchte ich mit meiner Arbeit dazu beitragen, den Umgang mit dem Tod selbst neu zu denken. Ich bin davon überzeugt, dass wir durch bewusstes Hören, neue Wege finden können, miteinander zu sprechen – auch wenn es um das letzte Thema geht, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen.
Master of Arts Integrated Design