Unter der Betreuung von Prof. Dr. Michael Erlhoff bedienen sich die Studierenden an den Kreativtechniken des Surrealismus’ und übertragen sie in die heutige Zeit. Beispielsweise befragen die Studierenden die künstliche Intelligenz Google über Dalís Don Quichotte in ihrer digitalen Flüsterpost 2.0 und laden Bilder in die Bildersuchfunktion hoch. Zu einem Video zusammengeschnitten, wandeln sich die Bilder vom kriegerischen Don Quichotte über Comicfiguren hin zu Küchengeräten und türkischem Bauchtanz.

In einer weiteren Übertragung der historischen Werke in ein digitales Medium kreieren die Studierenden hörbare Bilder: anhand einer Software werden Farbwerte und Kontraste der Lithografien in Töne umgewandelt. „Die Musiken sind so eintönig und ohne persönliche Note, trotzdem berühren sie mich irgendwie,“ beschreibt eine Besucherin das klingende Dali-Werk.

Zu anderen Werken werden Menschen aus der ganzen Welt nach ihren spontanen Assoziationen befragt. Besucherinnen und Besucher können sich diese dann in der Ausstellung von einer Computerstimme vorlesen lassen. Ein Griff zum Telefonhörer und man betrachtet die Bilder aus der Perspektive fremder Menschen. Lisa ist überrascht über die Erlebbarkeit der Werke: „Die Assoziationen finde ich am Besten. Da entdeckt man Dinge, die man selbst nicht entdeckt hätte. Kunst liegt eben doch im Auge des Betrachters.“

Das Cologne Game Lab präsentiert zudem erstmals sein Game Drawlí, in dem eine vom Spieler erschaffene, surrealistische Windmühlen-Welt darauf wartet, entdeckt zu werden. Die Spielenden kreieren ihre Gegner selbst auf einem digitalen Zeichentablet. Abseits des klassischen Controllers werden die Spielenden künstlerisch aktiv und zeichnen zunächst ihre vergänglich-fragile Phantasiewelt um anschließend mit ihr zu agieren. Mit einer außergewöhnlichen Begeisterung und höchster Präzision sitzen die Gamer inmitten der Ausstellung und erschaffen ihre Gamewelt – damit hat das Projektteam nicht gerechnet. Auch der 17-jährige Gamer Marco bestätigt das alternative Konzept: „Der Fokus liegt auf dem Erschaffen, nicht auf dem Zerstören einer Welt. Finde ich gut. Das ist mal andersherum gedacht.“

Auch die Installation Code of Surrealism selbst visualisiert die Flüchtigkeit von Traumwelten. Mit etwa 3.000 transparenten Plexiglasrohren und 10.000 Foldbackklammern entstehen scheinbar zufällige Strukturen und Mobiliar auf dem 50 qm großen Messestand der gamescom 2014 – ein Luftraum aus Nichts. Ebenso empfindet Bernd es als „einen Ort der Ruhe und Reflexion mitten im Messetrubel.“

Außerdem wichtig für die Studierende der KISD: der komplette Messestand nutzt Materialien, die dem Zwecke dienlich aber nicht für diesen gestaltet sind. Sie bezeichnen ihn als Beispiel für Non-Intentional Design. Nach der Ausstellung werden die verwendeten Elemente nicht entsorgt, sondern können zu ihrer ursprünglich gedachten Funktion weiterverwendet werden.

Die Foldbackklammern sind zwar vorerst wieder in den Büroschubladen, aber für die Studierenden ist das Projekt noch nicht beendet: Am 4. Dezember halten sie einen Kurzvortrag über Code of Surrealism auf der Next Level Conference – Kunst + Kultur digitaler Spiele im Dortmunder U.