Studierende der Köln International School of Design haben eine Webplattform entwickelt, auf der Design in ganz alltäglichen Handlungen und Begegnungen verortet wird. Gastbeiträge zeigen auf, inwiefern Gestaltung und Gestaltungsprozesse unsere Lebenswelt maßgeblich mitstrukturieren. Die LeserInnen sind eingeladen mitzudiskutieren. Unter dem Titel »designrelevant« erscheinen dort seit Mitte November jeden Donnerstag neue Beiträge.

Immer noch hält sich das hartnäckige Vorurteil, Design gestalte lediglich das äußere Erscheinungsbild der Dinge. In dieser Betrachtungsweise steht »Design« vor allem für Hochwertiges, Ausgefallenes und Teures. Was aber ist mit den ganz alltäglichen Dingen: der Kaffeetasse, der Tageszeitung oder dem Toilettenpapier? All diese Dinge werden von jemandem gestaltet; DesignerInnen bestimmen im Zuge ihrer gestalterischen Tätigkeiten u.a. mit, wie wir die Kaffeetasse halten, die Tageszeitung lesen und das Toilettenpapier abtrennen. Insofern ist Design an den ganz alltäglichen Handlungspraktiken beteiligt – und formt maßgeblich die Art und Weise, in der wir diese Handlungen ausführen. DesignerInnen beeinflussen mit ihrer Arbeit nicht bloß das Erscheinungsbild der Dinge, sondern die mit ihnen verknüpften ökonomischen, ökologischen und sozialen Systeme und Prozesse.

Dass die Interdependenzen von gestalterischer Tätigkeit und gesellschaftlich-alltäglichem Leben kaum wahrgenommen werden, zeigt sich auch in den zahlreichen Blogs und Online-Magazinen, die unter dem Label »Design« vor allem Abbildungen ausgefallener Produkte präsentieren – und die Außenwahrnehmung von Design dahingehend formen. Online-Formate, die Gestaltung und Gestaltungsprozesse im alltäglichen Leben verorten und kritisch reflektieren, gibt es hingegen kaum. Dies war der Anlass für eine Gruppe von Studierenden der Köln International School of Design, eine Webplattform zu konzipieren, die diese kritische Reflexion leistet und eine breite Diskussion über Design auszulösen versucht.

Das studentisch initiierte Projekt gliederte sich in drei Phasen. In einer ersten Recherche haben die Studierenden sich zunächst mit den vorhandenen Blogs und Online-Magazinen aus dem Design-Bereich und aus artverwandten Bereichen auseinandergesetzt. Evident wurden schnell die Flut photographisch dargestellter Produkte (häufig in Form von Freistellern, ohne Bezug zum Lebenskontext, in dem sie zu platzieren seien) sowie das Fehlen sprachlich-textlicher Reflexion der gezeigten Artefakte.

Diese und andere als Manko identifizierten Gegebenheiten wurden in der anschließenden Konzeptionsphase in Anforderungen/Erwartungen an die zu konzipierende Plattform umformuliert. Die zwei sich bedingenden Betrachtungsgegenstände der inhaltlichen Ausrichtung sowie der formalästhetischen Aufbereitung wurden parallel diskutiert und befruchteten sich gegenseitig. Vor allem die Abgrenzung von typischen Weblogs und Online-Magazinen mit deren jeweiligen Charakteristika, sowie die zeitliche Beschränkung der Beiträge – jede Woche erscheint ein neuer Beitrag, jeder Beitrag bleibt für vier Wochen online – wurden in dieser Phase gemeinsam erarbeitet.

In einer abschließenden Entwurfsphase wurden die getroffenen Entscheidungen visualisiert und für die Produktion einer Website aufbereitet. Die Diskussionen zur Visualisierung der ablaufenden Zeit (der Beiträge) sowie der Anzeige der Teasertexte auf der Startseite waren hier wichtige Meilensteine. Ferner wurden verschiedene typographische Szenarien durchgespielt, um die optimale Lesbarkeit der Beiträge zu gewährleisten.

Wenige Wochen nach Projektende wurde die Plattform unter dem Titel »designrelevant« dann gelauncht. Seit dem 15. November erscheinen unter www.designrelevant.de – immer donnerstags – u.a. Essays, Gespräche und Fragen als Gedankenanstöße für einen breite Diskussion über Design. Die Beteiligung der LeserInnen ist dabei integraler Bestandteil des Projekts. Im besten Fall regen die Beiträge dazu an, das eigene Handeln und Erleben zu reflektieren, und die individuellen – mitunter überraschenden – Erfahrungen zu teilen.

Die Konzeption der Webplattform wurde in Form eines »selbst-initiierten Projekts« organisiert. Hierbei handelt es sich um eine besondere Lehrform an der Köln International School of Design: Studierende identifizieren selbst ein gestaltungsrelevantes Thema, stellen eine Arbeitsgruppe zusammen und agieren selbstverantwortlich.