Da war dieses eine fantastische Konzert in Köln. Als die Band nach dem Auftritt ihr Set abbaute fragten wir Sie, ob wir nicht Telefonnummern austauschen sollten, um uns später auf einen Kaffee zu treffen. Wir mochten Sie. Vielleicht kann ja mehr draus werden… Eine Kollaboration zwischen Designern und Musikern.

Ein Kommunikationskonzept für eine Band entwerfen, die noch ganz am Anfang steht, ohne festes Image, aber mit dem Potenzial ganz vorn mitzuspielen. »Wen People Had Computers« ist der Name dieses Musikerzusammenschlusses. Eine Kölner Indie-Pop-Band, bestehend aus vier jungen Männern, die seit zwei Jahren gemeinsam Musik machen. Das Ensemble besteht aus einer klassischen Besetzung und einem Computer, als ein für sich stehendes Instrument, nicht Taktbestimmend sondern taktbegleitend. Digitale Klänge folgen analogen Rhythmen. Das ist eine Besonderheit, die man nicht in jeder Band, mit digitalen Klängen finden kann. Im April dieses Jahres kam ihre erste EP raus.

Über die Gestaltung von Plakaten näherten wir uns an grundliegende gestalterische Elemente an. Finale Konzepte überprüften wir dann auf die Anwendung weiterer Medien und implementierten diese. Unser Anspruch war es, diesmal gemeinsam mit „dem Klienten“ zu arbeiten und nicht für Ihn: Wir kreierten eine gemeinsame Spielwiese zum probieren und experimentieren. Ein Projekt, bei dem die idealen Vorstellungen beider Seiten zusammenfließen und sich gegenseitig ergänzen, um ein finales Konzept zu bilden, welches umgesetzt und publiziert wird. Plakativ nach außen, aber mit einem hohen Anspruch nach innen. Verträglich, gefällig, aber nicht gewöhnlich, sondern anders als die meisten Bandplakate, aufmerksamkeitswirksam ohne sich aufzudrängen.

Die Herausforderung des Projektes lag in der Definition eines Bandcharakters und einer Bildsprache, die ohne einschränkend zu wirken stark und aussagekräftig sein musste. Wir wollten ihnen nicht zu viel vorweg nehmen oder sie in eine bestimmte Richtung drängen, sondern lediglich einen Rahmen geben, der variabel und austauschbar, sich mit der Band und Ihrer Musik weiter entwickeln kann. Wir inszenierten gemeinsam mit den Musikern einen Workshop, mit dem Ziel das Selbstbild der Band zu finden. Wenn also diese Band ein Mensch wäre, hätte dieser einen ambivalenten Charakter. Wie: „verspielt“ – „zerdenkend“ oder „seriös“ – „witzig“.

Unter dem Leitsatz „analog vs. digital“ entstanden verschiedene Konzepte von denen wir drei ausarbeiteten. Jedes Konzept besteht aus einer Plakatserie von vier Plakaten, in Anlehnung an die Bandbesetzung. Das erste zeichnet sich über die strikte Verwendung von Typografie aus. Den Hintergrund der Plakate bildet ein nüchterner und sachlicher Text; die Definition von ”Popband” aus Wikipedia, bestückt mit den Namen der Mitglieder »Wen People had Computers«. Ein Text, der sachlicher nicht sein kann, mit dem Bezug zur ”Computerzeit”. Der Knackpunkt des Konzeptes sind die Skizzen und handschriftlichen Kritzeleien. Durch diese formale und inhaltliche Abgrenzung, entsteht eine interessante Melange aus Sachlichkeit und Witz, die an die ambivalente Selbstwahrnehmung der Band anknüpft.

Das zweite Konzept basiert auf den analogen Fotografien, die ein befreundeter Fotograf der Band machte. Die Bilder, jeweils vier pro Plakat, lagern übereinander und verdecken Bildausschnitte der darunter liegenden Fotografien. So können interessante Foki auf unterschiedliche Ausschnitte der Bilder gesetzt werden. Eine Art Versteckspiel und Mystifizierung entsteht. Auch hier sollen die erarbeiteten Adjektive zum Vorschein treten: Eine Mischung aus verdeckter, zurücknehmender Haltung und plakativen, hochwertigen Fotos.

Das dritte und finale Konzept ist eine Art Schnittstelle der beiden vorhergehenden. Es ist poetisch, persönlicher und weniger strikt als die Typographie-Plakate, dafür aber durchdachter, zeitbezogener und spannender als das vorherige Fotokonzept. Wie in der Musik werden persönliche Augenblicke, Erfahrungen, Erlebnisse, einfach Ausschnitte aus dem Leben der Musiker reflektiert. Wie in ihren Songs, wird auch hier aber nur ein Teil einer Geschichte erzählt. Auf den Fotografien, die den Hintergrund des Plakates, beziehungsweise der Website vollflächig abdecken, ist jeweils ein Bandmitglied zu sehen. Es sind Schnappschüsse, von den Musikern mit Einwegkameras selbst geschossen, Momentaufnahmen ohne jegliche Inszenierung, ohne Ausleuchtung, ohne Anspruch auf Perfektion, sondern einfach “natürlich”. Die Aufnahmen rauschen, sind teilweise unscharf oder zu dunkel. Sie sind auswechselbar wie alle Bilder im überfluteten World Wide Web.

Das Quadrat, als eine geometrische Grundform, steht hier für verschiedene Ideen. Eigentlich als Viereck, für 4 Musiker. Als Pixel und kleinster Baustein eines großen Ganzen. Als klare, grafische, ruhige, und symmetrische Form, die als Bühne für Informationen variabel eingesetzt werden kann, Bildinhalte verdeckt oder hervorhebt.

Es geht um Anonymität im Computerzeitalter und Verträglichkeit von analogen und digitalen Welten. Es geht um ein „zurückschauen in die Gegenwart“ und somit vielleicht auch um Vergessen, beziehungsweise um ein Moment des Erinnerns in der Schnelllebigkeit unserer Zeit.