In ihrer Intermediate-Arbeit untersucht Jessica Martins Zisa private Räume und deutet sie als Reflexionen der psychischen Innenwelt und emotionalen Verfasstheit ihrer Bewohner:innen. In fotografischen Interieurs werden Situationen hervorgebracht, die dem seelischen Zustand der Bewohner*innen nachgehen. In sich selbst versunken thematisieren die dargestellten Figuren ihre Beziehung zur Welt und zu sich selbst.
Jessica Martins Zisa macht den privaten Raum zum Bezugsfeld ihrer designtheoretischen und fotografischen Auseinandersetzung. Die eigenen vier Wände werden gemeinhin als Schutz vor der Außenwelt verstanden. Der Wohnraum soll der Ort sein, in dem die Bewohner:innen ihre Bedürfnisse und Gefühle frei und ungefiltert ausleben dürfen. Mit Blick hierauf fragt Jessica Martins Zisa nach jenen Aspekten, die ein Haus in ein »glückliches Heim« verwandeln. Was führt dazu, dass sich Menschen in ihrem privaten Raum sicher und wohl fühlen? Und in welchem Ausmaß beeinflusst das eigene Heim die Psyche? Das Wohnumfeld kann aber auch das Gegenteil von Wohlgefühl auslösen, wenn es keine Intimität und Geborgenheit (mehr) bietet. Dann wird das Heim zum »unheimlichen Raum«, der in Bildern als krisenhaft dargestellt wird und auf unlösbare Konflikte und unterdrückte Affekte verweist.
Interieurs zeigen die Beziehungen, die die Bewohner:innen zur Welt pflegen, aber auch die Beziehungen, die sie zu sich selbst pflegen (Lars Spengler, 2011). In der Gegenwartskunst ist das Interieur – nach dem Porträt – die bevorzugte Repräsentation für die Reflexion des Inneren einer Person. Die Arbeit von Jessica Martins Zisa untersucht die enge Beziehungen zwischen Körper und privaten Räumen mithilfe der Fotografie. Neben wohnpsychologischen Untersuchungen werden auch ausgewählte Fotografien von Künstler:innen wie Nan Goldin und Gregory Crewdson reflektiert, die Menschen in privaten Räumen zeigen. In ihrem Intermediate-Projekt verbindet Jessica Martins Zisa kunst- und fotohistorische Betrachtungen mit designwissenschaftlichen Fragestellungen sowie einer eigenen praktischen Ausarbeitung einer Fotoserie von Menschen in privaten Räumen.
Bilder: Jessica Martins Zisa