Drei Professorinnen und Professoren der KISD haben ihre Forschungsaktivitäten gebündelt und die Forschungsstelle »Echtzeitstadt« an der TH Köln gegründet. Dr. Carolin Höfler, Philipp Heidkamp und Andreas Wrede untersuchen und entwickeln visuelle Systeme, kommunikative Prozesse und mediale Räume des Urbanen in Theorie und Praxis. Hierdurch soll im Rückschluss das Design in neuen Verhältnissen zu Stadt und Gesellschaft verortet und gestärkt werden.
Die sensuelle Erfahrung von Stadt spielt eine zentrale Rolle für die Konstruktion von Gesellschaft und Öffentlichkeit. Die Entwicklung von Stadt und Gesellschaft beginnt mit der Frage, wie Wahrnehmungen urbaner Räume und Situationen strukturiert werden. Die Art, wie wir Stadt wahrnehmen, verstehen und produzieren, wird in besonderer Weise von den medientechnologischen Verschiebungen des 20. und 21. Jahrhunderts geprägt. Anhand von Fallstudien untersuchen die Forschenden exemplarische Stadtkonfigurationen, um die dichte Verschränkung sinnlicher Wahrnehmungen, kommunikativer Prozesse und räumlich-technologischer Umwelten aufzuzeigen und zu analysieren.
Wie beeinflussen neue Verfahren der Visualisierung und der Verräumlichung von Daten Wahrnehmung, Denken und Handeln? Wie bestimmen sensorische Netzwerke die Imagination und Konstruktion von Räumen? Welche physisch-digitalen Environments und Strukturen können entwickelt werden, um bisher nicht erfasste Potenziale des Urbanen freizulegen und die Stadt als Lebens- und Zivilisationsmodell neu zu denken? Was bedeuten Ansätze wie »Participatory Sensing« für die Entwicklung alternativer Vorstellungen über Teilhabe und Diversität?
Diesen und anderen Fragen widmen sich die Forschenden aus unterschiedlichen Perspektiven. »Echtzeitstadt« ist ein Zusammenschluss aus Design, Architektur, Kultur- und Technikwissenschaften. In diesem interdisziplinären Kontext werden programmatisch Theorie und Praxis, Grundlagenforschung und Anwendung verbunden. Ziel ist es, Methoden zu schärfen und Werkzeuge zu formen, mit denen sensorische und semiotische Verknüpfungen von Stadt, Technik und Menschen erfasst und entwickelt werden können.
Die Forschungsstelle richtet sich an drei thematischen Schwerpunkten aus:
1. Bildoperationen im öffentlichen Raum
Neue Visualisierungspraktiken lenken und gestalten Wahrnehmung, Bewegung und Orientierung im physischen Raum und etablieren ein verändertes Verhältnis zwischen Bild und Handlung. Der Schwerpunkt untersucht dieses Gefüge von Anschauung, Operativität und Bildlichkeit in Bezug auf städtische Räume und Öffentlichkeiten.
2. Mobile Strukturen, digitale Raumpraktiken
Ziel dieses Schwerpunktes ist es, Stadt durch veränderte Mobilitätsstrukturen und -prozesse zu erfahren und zu entwickeln. Dem zugrunde liegt ein breites Verständnis von Mobilität als Beweglichkeit von Personen, Gütern, Informationen und Energien im physischen wie digitalen Raum.
3. Urbane Systeme, Kommunikationen und Zeichen
Im Fokus des dritten Schwerpunktes stehen die Erforschung und Gestaltung des Verhältnisses von urbanen Identitätskonstruktionen und Sprache, von Raumsemantiken und Zeichenkomplexen, die sich mit semiotischen, systemischen und kulturellen Kategorien bestimmen lassen.
Die Forschungsstelle »Echtzeitstadt« an der KISD – Köln International School of Design der TH Köln – wurde 2018 gegründet.
Seit August 2019 besteht eine Forschungskooperation zwischen der Stadt Köln (Dezernat Stadtentwicklung, Planen und Bauen) und der TH Köln (Designtheorie und -forschung, Prof. Dr. Carolin Höfler).
Zu den Mitwirkenden der KISD gehören:
Prof. Dr. Carolin Höfler (Sprecherin)
Prof. Philipp Heidkamp
Prof. Andreas Wrede
Assoziiert sind:
Prof. Dr. Matthias Böhmer, Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften
Prof. Marco Hemmerling, Fakultät für Architektur