In ihrer Masterarbeit untersucht Lena Renz neue Methoden, um unsere kulturelle und natürliche Umwelt digital einzufangen und aufzubereiten.
Kulturelles Erbe definiert das Bewusstsein unserer sozialen Identität. Angesichts globaler Krisen weckt die Fragilität unserer Zeit den Drang nach digitaler Speicherung und Rekonstruktion durch virtuelle Technologien wie 3D-Scanning. Die Masterarbeit über “Anthropozäne Relikte” setzt sich provokativ mit der traditionellen Konservierung des Kulturerbes auseinander. Sie hinterfragt die selektive Präsentation in Museen und Kulturinstitutionen und erforscht neue Formen der Erinnerung durch subjektive, dezentralisierte Erfahrungen.
Die daraus resultierende Multimedia-Installation zeigt die vielschichtigen Facetten einer Orchidee. Manipulierte 3D-Scans der Pflanze offenbaren neue Perspektiven: Auf ihre vielfältigen Bedeutungen, ihre Bedürfnisse und ihre Symbiose mit anderen Organismen. Wer weiß schon, was die Wespe schmeckt und hört, während sie die Pollen der Orchidee sammelt? Die fünf 3D-gedruckten Artefakte schaffen Raum für individuelle Interpretationen und verhandeln unsere kulturellen Wertzuschreibungen neu. Projektionen von fließenden Texturen auf die glatten Oberflächen offenbaren die Verflechtungen und Hybridität im Anthropozän: Zwischenexistenzen von Natürlichkeit und Künstlichkeit, Prozess und Ergebnis, Evidenz und Imagination.